Militärstraßengrundnetz

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  • dochol
    Cold Warrior
    • 18.05.2009
    • 629

    #1

    Militärstraßengrundnetz

    Mahlzeit.
    In letzter Zeit habe ich mich vermehrt mit Sperranlagen und dem Fortbewegen von militärischen Fahrzeuge befasst. Dabei fiel mir auf, dass sich die Sperranlagen in bestimmten Bereichen befinden (ähnlich den HAWK-Stellungen), nämlich eher Richtung Front. Da ich leider/zum Glück woanders wohne habe ich mit einem anderen Thema befasst, welches auch Straßen enthält, hauptsächlich ausgelöst durch diese
    Schilder.

    Hier im Rhein-Main-Gebiet findet man die Dinger zu Hauf, fast an jeder Brücke findet sich so ein Schild. Kurzversion: Dieses Schild hat für den zivilen Fahrer nichts zu bedeuten und sagt nur aus, mit welcher MLC (military-loading-class) die Brücke befahren werden darf. Mehr Informationen, wie immer auf Wikipedia.

    Bei meinen Nachforschungen (ist ja ein Panzer auf dem Schild...) fand ich heraus, dass in Deutschland ein sogenantes "MILITÄRSTRAßENGRUNDNETZ" existiert. Dem gegenüber steht das "Hauptzivilstraßengrundnetz", welches die Flüchtlingsströme der Zivilisten aufnehmen sollte. Das militärische Pendant diente natürlich dazu, einen schnellen und sicheren Vorstoß der Truppen zu gewährleisten. Für Zivilisten wären die Straßen tabu gewesen und durch Feldjäger entsprechend gesichert.
    Über den Umfang des Netzes finden sich unterschiedliche Angaben. Je nach Zeitraum und Ausbau reichen die Angaben von etwa 4,7% (23.000km) bis 7% des Gesamtstraßennetzes.

    Zur Übersicht existieren Nato-standartisierte Karten im Maßstab 1:50.000, auf denen auf die Traglast der Brücken vermerkt ist, genauso sind dort noch Notationen zu den Geländebedingungen (Sumpf, Baumbestand) eingezeichnet. Für die Aktualisierung und Erstellung der Karten wurden m.W. die Straßenbehörden der Landkreise herangezogen, diese Aussage ist aber noch nicht gesichert. Sicher ist aber, dass diese Karten noch immer VS-NfD sind und somit hier im Forum kaum auftauchen werden, denn einige Straßen sind noch immer für die Verteidigung der Bundesrepublik vorgesehen.

    Haben diese "Relikte" aus dem Kalten Krieg immernoch bedeutung in der heuitigen Zeit? Ja, haben sie. Für die Anlage von Militärstraßen gibt es (wie für alles) eine Verordnung, nämlich die "Richtlinien für die Anlage und den Bau von Strassen für militärische Schwerstfahrzeuge" -kurz RABS. Dort steht z.B. geschrieben, wie breit eine Straße sein muss, oder dass dort keine Planzkübel im Weg rumstehen dürfen. Was den gemeinen Autofahrer aufhält, kann für ein Kettenfahrzeug mindestens Flecken auf der Wanne bedeuten, und Blumenerde geht schwer wieder ab.

    Im Internet finden sich einige Bauvorhaben (Radwege, Zebrastreifen, Verkehrsberuhigungen...) die durch die RABS gekippt wurden. Militärstraßen haben Bestandsschutz und dürfen nicht verändert werden, solange sie noch dem Netz angehören.

    Vielleicht konnte ich einen Anstoß liefern, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Einigen Usern hier war es gänzlich unbekannt, deshalb gestaltete sich die Recherche auch etwas mühsam, die Recherchen gehen aber weiter.

    Gruß!


    Suchbegriffe zum Nachschlagen:

    - RABS
    - Militärstraßengrundnetz
    - Hauptzivilstraßengrundnetz
    - MLC-Schilder
    - Richtlinien für die Anlage und den Bau von Strassen für militärische Schwerstfahrzeuge
  • uraken
    Cold Warrior
    • 27.09.2008
    • 865

    #2
    Zitat von dochol Beitrag anzeigen
    Was den gemeinen Autofahrer aufhält, kann für ein Kettenfahrzeug mindestens Flecken auf der Wanne bedeuten, und Blumenerde geht schwer wieder ab.
    Die Masse der Militärfahrzeuge waren und sind ungepanzerte Radfahrzeuge.
    Selbst ein Panzerbattalion hat fast so viele "normale" als gepanzerte Fahrzeuge. Für andere Waffengattungen ist das Verhältnis noch viel deutlicher zu eher "normalen" Sachen.

    Kommentar

    • uraken
      Cold Warrior
      • 27.09.2008
      • 865

      #3
      Panzerbattalion Bundeswehr:
      55 Rad
      48 Ketten Fahrzeuge (Leos, Berge Panzer und M113San oder Führung)

      Kommentar

      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2834

        #4
        Zitat von dochol Beitrag anzeigen
        Bei meinen Nachforschungen (ist ja ein Panzer auf dem Schild...) fand ich heraus, dass in Deutschland ein sogenantes "MILITÄRSTRAßENGRUNDNETZ" existiert. Dem gegenüber steht das "Hauptzivilstraßengrundnetz", welches die Flüchtlingsströme der Zivilisten aufnehmen sollte. Das militärische Pendant diente natürlich dazu, einen schnellen und sicheren Vorstoß der Truppen zu gewährleisten. Für Zivilisten wären die Straßen tabu gewesen und durch Feldjäger entsprechend gesichert.
        Über den Umfang des Netzes finden sich unterschiedliche Angaben. Je nach Zeitraum und Ausbau reichen die Angaben von etwa 4,7% (23.000km) bis 7% des Gesamtstraßennetzes.

        Zur Übersicht existieren Nato-standartisierte Karten im Maßstab 1:50.000, auf denen auf die Traglast der Brücken vermerkt ist, genauso sind dort noch Notationen zu den Geländebedingungen (Sumpf, Baumbestand) eingezeichnet.

        Das Militär-Straßengrundnetz war in der Kartenserie 1501-MCR „Militärstraßengrundnetz und Hauptzivilstraßengrundnetz" (Basic Military Road Net and Basic Network of Civilian Main Roads) dargestellt. Das war die militärische Karte im Maßstab 1:250.000 mit einem Aufdruck dieses Straßennetzes.

        Das Militär-Straßengrundnetz bestand aus
        - Axialstraßen (vorwiegend Ost-West-Richtung), bezeichnet in der Karte mit dreistelligen Zahlen mit ungerader Endziffer, Straßendarstellung mit durchgezogener Linie
        - Lateralstraßen (vorwiegend Nord-Süd-Richtung, bezeichnet in der Karte mit dreistelligen Zahlen mit ugerader Endziffer, Straßendarstellung mit gestrichelter Linie
        -Verbindungsstrassen: Verbindung von Axial- und Lateralstraßen, bezeichnet in der Karte mit vierstelligen Zahlen, deren erste drei Ziffern auf die nächstverlaufende Axial- oder Lateralstraße verweisen, Straßendarstellung mit punktierter Linie.

        Die von Dir erwähnte „Nato-standartisierte Karten im Maßstab 1:50.000, auf denen auf die Traglast der Brücken vermerkt ist“ ist dagegen die „Straßen- und Brückenkarte“ (Serie M 745-RB). Hier sind alle militärisch interessanten Straßen mit Tragfähigkeit, Brücken usw. angegeben.
        Auch auf dieser Karte werde durchgezogene, gestrichelte und punktierte Linien zur Kennzeichnung der Straßen gebraucht, allerdings wird damit die Straßeneinteilung nach der Leistungsfähigkeit und Tragfähigkeit gekennzeichnet:
        - durchgezogen: Straße Typ X, starke Fahrbahndecke, Allwetterstraße
        - gestrichelt: Straße Typ Y, weniger starke Fahrbahndecke, nur für beschränkte Verkehrslast
        - punktiert: Straße Typ Z, Straße mit keiner oder leichter Fahrbahndecke, wird bei schlechtem Wetter schnell unbrauchbar.

        Dagegen ist in dieser Kartenserie NICHT vermerkt, ob eine Straße zum Militärstraßengrundnetz oder zum Hauptzivilstraßengrundnetz gehört!

        Siehe anhängenden Auszug aus einer Straßen- und Brückenkarte und den dazugehörigen Auszug aus der Legende.

        Die von Dir erwähnte „Sicherung durch Feldjäger“ darf man sich nicht so vorstellen, dass dazu an jeder Kreuzung eine Feldjägerstreife gestanden wäre. Zur Sicherstellung der militärischen Verkehrsbewegungen – vor allem für den Aufmarsch – diente das sog. „Verkehrsleitnetz“ – ein der Lage anzupassendes Netz von Verkehrsleitstellen und Verkehrsleitpunkten zum Überwachen, Steuern und Regeln des militärischen Straßenverkehrs.
        Verkehrsleitpunkte wurden in der Regel durch einen Feldjägerzug, teilweise auch durch mehrere Feldjägerstreifen besetzt, die Verkehrsleitstelle führte 3 – 5 Verkehrsleitpunkte und wurde durch die Feldjägerkompanie besetzt. Ein Feldjägerbataillon war für einen oder mehrere Verkehrsbezirke zuständig.
        Entfernung zwischen den Verkehrsleitpunkten 30 bis 50 km. Verkehrsleitpunkte und –stellen waren durch das Verkehrsfernmeldenetz verbunden (AK 60/62 als Anschaltpunkte oder in die Sperrausschlussliste aufgenommene zivile PHA).
        Das Verkehrsleitnetz Aufmarsch war im Frieden erkundet, für die Kriegsstationierungsobjekte und Fernmeldeverbindungen waren Leistungsbescheide vorbereitet, die Aufmarschunterlagen (Marschpläne, Durchlaufübersichten) für die Einsatzraum des jeweiligen Feldjägerbataillons aufkommenden Truppenteile waren fertig berechnet bei den Feldjägerbataillonen vorhanden. Diese Marschunterlagen waren mit X-Zeiten gerechnet und wurden dann nur noch durch die jeweilige Auslösezeit ergänzt.

        Quellen:
        HDv 100/900 (TF/B) Führungsbegriffe
        HDv 100/100 (TF) Truppenführung - Kapitel 19: Marsch und militärische Verkehrsführung
        ZDv 75/100 Die Feldjäger in der Bundeswehr
        StANAG 2174 Militärstraßen und Militärstraßengrundnetz
        Angehängte Dateien

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        • dochol
          Cold Warrior
          • 18.05.2009
          • 629

          #5
          Respekt, mein lieber Herr Gesangsverein.

          Mit welcher Begründung wird eine extra-Karte für Straßen/Brücken bereitgehalten? Sind dort alle Brücken eingezeichnet, auch auf Straßen die nicht dem primäre MSGN zugerechnet werden?
          Wie war die Infrastruktur des Verkehrsfernmeldenetzes aufgebaut? Findet man irgendwo neben der Straße eine Telefonbuchse in einem Kasten?
          Und besonders interessant für mich: Sind alle Brücken mit MLC-Schilder ausgerüstet gewesen, oder nur diese, die auch dem MSGN angehören?
          Nach welchen Gesichtspukten erfolgte die Klassifizierung als notwendige Straße des MSGN (abgesehen von den mechanischen Eigenschaften und ihrer schlichten Breite), also dem strategischen Hintergrund?
          Und zu guter Letzt: Wo kann ich als Zivilist die von dir genannten DVs beziehen?

          Viel auf einmal, aber ich hab bisher niemanden mit diesem Wissen gefunden...
          Zuletzt geändert von dochol; 05.12.2009, 21:25.

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          • Nemere
            Cold Warrior
            • 12.06.2008
            • 2834

            #6
            Mit welcher Begründung wird eine extra-Karte für Straßen/Brücken bereitgehalten? Sind dort alle Brücken eingezeichnet, auch auf Straßen die nicht dem primäre MSGN zugerechnet werden?

            Die normale Karte 1:50.000 war eine taktische Führungskarte, sie wäre durch den Eintrag der Straßen- und Brückenangaben viel zu unübersichtlich geworden. Ich füge noch einen Ausschnitt aus der RuB-Karte für einen Geländeabschnitt bei, in dem zahlreiche Straßen parallel liefen, hier wird deutlich dass man von der eigentlichen Geländedarstellung nicht mehr viel sieht.
            Außerdem gab es auf der Rückseite der Straßen- und Brückenkarte eine Brückenliste, in der noch ausführliche Angaben zur Bauweise der Brücke zu finden waren (Baustoff, Stützweite, Brückenfelder, Gewässerbreite usw.).
            Hier füge ich anhängend die Brückenliste für den vorstehenden Kartenausschnitt auszugsweise bei. Die in Karte und Brückenliste gelb markierte Brücke mit der Kenn-Nr. 710 hat lt. Eintrag in der Brückenliste
            - eine MLC von 12 wenn beide und von 20 wenn nur eine Fahrspur genutzt wird (Spalte 3)
            - Zivile Brückenklasse 16 t (Spalte 4)
            - Fahrbahnbreite 7,5 m, Durchfahrthöhe unbegrenzt (Spalte 5)
            - Baustoff der Hauptträger: ak = Stahlbeton (Spalte 6)
            - Stützweite 3,40 m, 1 Brückenfeld (Spalte 7)
            - Gesamtlänge 3,40 m (Spalte 8)
            - Höhe unter der Brücke: 0,7 m bis Gewässerspiegel (Spalte 9)
            - Spalte 10 wäre die Gewässerbreite (hier nicht angegeben)
            - Spalte 11 wäre Raum für weitere Angaben, z.B. Hochwassergefährdung usw.
            - Spalten 1 und 2 sind die Brückennummer und die UTM-Koordinate.

            In der Straßen- und Brückenkarte waren alle Brücken eingezeichnet, auch für die Straßen die nicht dem MSGN zugerechnet waren. Z.B. gehörte die Masse der Staats- und Gemeindestraßen NICHT zumMSGN.


            Wie war die Infrastruktur des Verkehrsfernmeldenetzes aufgebaut? Findet man irgendwo neben der Straße eine Telefonbuchse in einem Kasten?

            Die Anschaltkästen 60 (für 5 Leitungen) und 62 (für 20 Leitungen) waren graue Kunststoffkästen, die in der Nähe des vorgesehenen Verkehrsleitpunktes angebracht waren, z.B. an der Aussenseite eines Gebäudes. Jede Feldjägerstreife hatte einen Feldfernsprecher mit Wählzusatz sowie eine Feldkabelrolle und konnte sich so an diese Kästen anschalten. Die Leitungen hatten ganz normale Telefonnummern zugewiesen.
            Das Verkehrsfernmeldenetz nutzte weiter vorhandene Anschlüsse von Privatleuten, die dann im Verteidigungsfall per Leistungsbescheid „beschlagnahmt“ wurden und natürlich durch Aufnahme in die Sperrausschlussliste von der Abschaltung im V-Fall ausgenommen wurden.

            Siehe dazu beiliegende Skizze Fernsprechverbindungen im Verkehrsleitnetz unf Einsatzgliederung des Feldjägerbataillons – Aufmarsch (beide aus der HDv 361/100 – Das Feldjägerbataillon)

            Weiter konnten Sondernetze benutzt werden. Es gab die Möglichkeit, sich an Autobahnnotrufsäulen anzuschalten. Hier hatte man dann Verbindung entlang der Autobahn und konnte über die Vermittlungen bei den Autobahnmeistereien in das öffentliche Netz weiterverbunden werden. Dazu war vorgesehen, dass einige Autobahnmeistereien durch Fernmeldebetriebspersonal der Bundeswehr verstärkt worden wären. Auch das BASA-Netz der Bundesbahn wurde ausgenutzt, wenn es z.B. um das Ausladen der auf der Bahn transportierten Truppenteile ging. Der Aufmarsch, vor allem der Kettenteile fand ja in großem Umfang mit der Bundesbahn statt.
            Für den Gewässerübergang an den größeren Flüssen (Rhein) konnte in gewissen Umfang auf das WASA-Netz der Wasserstraßen zurückgegriffen werden.

            Für jeden Verkehrsleitpunkt und jede Verkehrsleitstelle gab es vorbereitete Mappen mit Fernmeldeunterlagen, z.B. mit entsprechenden Telefonverzeichnissen des Verkehrsfernmeldenetzes. Auch die Zugangsdaten des AUTOKO-Netzes bzw. der entsprechenden Netze der Verbündeten waren enthalten, so dass man mit Hilfe des ableitbaren Rufnummernschemas im Prinzip jeden Verband der Feldheeres erreichen konnte, sobald dieser seine vorgesehenen Räume erreicht hatte.

            Das Verkehrsfernmeldenetz konnte natürlich auch von den marschierenden Truppenteilen genutzt werden, um z.B. Befehle zu übermitteln. Beim Marsch galt ja grundsätzlich Empfangsbereitschaft und Sendeverbot Funk.



            Und besonders interessant für mich: Sind alle Brücken mit MLC-Schilder ausgerüstet gewesen, oder nur diese, die auch dem MSGN angehören?

            Grundsätzlich sollten ALLE Brücken über MLC 4 mit den MLC-Schildern ausgestattet werden. Allerdings dürften inzwischen sehr viele dieser Schilder bereits wieder abgebaut worden sein.



            Nach welchen Gesichtspukten erfolgte die Klassifizierung als notwendige Straße des MSGN (abgesehen von den mechanischen Eigenschaften und ihrer schlichten Breite), also dem strategischen Hintergrund?

            Vereinfacht gesagt erfolgte die Planung des MSGN etwa folgendermaßen:
            Es gab den „General Defence Plan“ (GDP) der NATO, der festlegte, in welchen Räumen die Korps und Divisionen zu verteidigen hatten und welche Aufträge sie hatten. Die Divisionen erarbeiteten daraus den Befehl für die Verteidigung usw. Dieser Divisionsbefehl war dann Grundlage für die entsprechenden Befehle der Brigaden, Bataillone und Kompanien.
            Damit war festgelegt, in welchen Räumen die Truppenteile zum Einsatz kamen. Dieser Einsatzraum / Verfügungsraum / Verteidigungsraum war dann der AUSLAUFPUNKT für den Aufmarsch. Hier endete der Aufmarsch, der im Friedensstandort des jeweiligen Verbandes begann. Aufgrund dieser Vorgaben wurden dann unter Beachtung taktischer und operativer Grundsätze die Aufmarschstraßen und damit das MSGN festgelegt. Z.B. waren nicht unbedingt Autobahnen die bevorzugten Aufmarschstraßen, weil es hier schwierig war, selbst mit Kettenfahrzeugen bei Luftangriffen oder Straßenunterbrechungen schnell die Straße zu verlassen. Landstraßen boten hier ungleich bessere Möglichkeiten.
            Diese Aufmarschplanungen – also wann marschiert welcher Verband wo und wohin – waren in Straßenbelegungsplänen, Durchlaufübersichten und Marschplänen bereits im Frieden vorbereitet. Siehe dazu die anhängenden Grafiken.
            Vergleichbar ist das ganze in gewisser Weise mit der Erstellung des Fahrplanes bei der Bahn.

            In einem zweiten Schritt wurden dann Versorgungsstraßen festgelegt, die später für logistische Zwecke gebraucht wurden, Auch hier wurde das MSGN benutzt, die Feldjägertruppe richtete dazu nach dem Aufmarsch das „Verkehrsleitnetz Folgebewegungen“ ein.

            Anliegend dazu ein Auszug aus einer Militärstraßengrundnetzkarte, die einmal bei einer Planübung verwendet wurde. Hier sieht man ganz gut, dass nur ein Teil der Straßen für das Militärstraßengrundnetz eingeplant war. Leider ist die Kopie nicht besonders gut.


            Und zu guter Letzt: Wo kann ich als Zivilist die von dir genannten DVs beziehen?

            Die von mir zitierten Dienstvorschriften waren die Ausgaben vor 1989, deren Geheimhaltung inzwischen aufgehoben ist. Für einen Zivilisten dürfte es schwer sein heranzukommen. Mögliche Quellen wären große, gut sortierte staatliche Bibliotheken, die Bibliotheken der Bundeswehruniversitäten, das Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg und die Bibliothek des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam.
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            Kommentar

            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2834

              #7
              Anbei noch die fehlenden beiden Grafiken.
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              Kommentar

              • alterfritz
                Warrior
                • 09.11.2009
                • 83

                #8
                Zu Nemers ausführlicher Darstellung der militärischen Verkehrsführung noch zwei Klarstellungen und Ergänzungen:

                Das System Militärstraßengrundnetz und Zivilstraßengrundnetz stammt aus den frühen Jahren der NATO-Verteidigungsplanung und diente vor allem der Infrastrukturplanung. Spätestens ab Mitte der 70er Jahre spielte es für die Aufmarsch- und Operationplanung keine Rolle mehr.
                Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Militärstraßen dem militärischen und die Zivilstraßen dem zivilen Straßenverkehr vorbehalten gewesen wären. Militär- und Zivilverkehr fanden auch im Spannungs- und Verteidigungsfall gemischt auf Militär- und Zivilstraßen statt.
                Für militärische Anfangsbewegungen (Aufmarsch) und Folgebewegungen (Versorgungsverkehr) wäre also nicht nur das Militärstraßengrundnetz genutzt worden.
                Eine notwendige Entflechtung von Militär- und Zivilverkehr fand vor allem auf Ebene der Regierungsbezirke durch enge Zusammenarbeit der Straßenverkehrbehörden und der Verkehrskommandanturen der Bundeswehr (1 VerkKdtr für 1-2 RegBez) statt. Deren gemeinsame Planung setzten Polizei und Feldjäger durch Verkehrsregelung um.

                Die militärischen Verkehrsbewegungen (Märsche im Frieden und Planungen gemäß GDP) wurden ab Anfang der 80er Jahre mit dem DV-System HEROS geplant. Mit HEROS wurden für jeden Truppenteile die Marschkredite (wer marschiert wann, von, über, nach, mit wieviel Fahrzeugen) erstellt und bis zu den Bataillonen verteilt.

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                • dochol
                  Cold Warrior
                  • 18.05.2009
                  • 629

                  #9
                  Zitat von alterfritz Beitrag anzeigen
                  Spätestens ab Mitte der 70er Jahre spielte es für die...
                  Das heißt, nach den 70ern währe quasi jede Straße in die Planung eingeflossen, um die Truppen nach vorne zu bringen?
                  Spielt das militärische Straßennetz folglich auch heute keine Rolle mehr? Weshalb finden sich dann einige deshalb gescheiterte Bauvorhaben (Kreisel usw.) und oftmals die Vorgaben, bestimmte Regeln zum Bau der Straße einzuhalten, weil sie zum Grundnetz gehören würden? Demnach müsste ja doch noch ein (wenn auch ausgedünntes) Netz existieren.

                  Gruß

                  Kommentar

                  • uraken
                    Cold Warrior
                    • 27.09.2008
                    • 865

                    #10
                    Sieh es mal eher so alle Straßen waren Teil des "militärischen" Straßennetz.
                    Es wäre ja auch Wahnsinn dem Gegner vorher schon mitzuteilen auf welche Straßen er sich im Fall des Falles konzentrieren müsste.
                    Es war wohl eher eine Planungs- und vielleicht auch Zuschuss Sache

                    Kommentar

                    • Geograph
                      Wallmeister
                      • 10.05.2006
                      • 7476

                      #11
                      Und nun die Karten auf den Tisch …

                      Anliegend dazu ein Auszug aus einer Militärstraßengrundnetzkarte, die einmal bei einer Planübung verwendet wurde. Hier sieht man ganz gut, dass nur ein Teil der Straßen für das Militärstraßengrundnetz eingeplant war. Leider ist die Kopie nicht besonders gut.

                      Anbei ein Ausschnitt aus der Militärstraßengrundnetzkarte (1987), Raum Offenburg.




                      Und besonders interessant für mich: Sind alle Brücken mit MLC-Schilder ausgerüstet gewesen, oder nur diese, die auch dem MSGN angehören?
                      Nach welchen Gesichtspukten erfolgte die Klassifizierung als notwendige Straße des MSGN (abgesehen von den mechanischen Eigenschaften und ihrer schlichten Breite), also dem strategischen Hintergrund?
                      In der Straßen- und Brückenkarte waren alle Brücken eingezeichnet, auch für die Straßen die nicht dem MSGN zugerechnet waren. Z.B. gehörte die Masse der Staats- und Gemeindestraßen NICHT zumMSGN.

                      Grundsätzlich sollten ALLE Brücken über MLC 4 mit den MLC-Schildern ausgestattet werden. Allerdings dürften inzwischen sehr viele dieser Schilder bereits wieder abgebaut worden sein.

                      @dochol:

                      Erstelle einfach mal eine eigene »Straßen- und Brückenkarte« für einen festgelegten Untersuchungsraum. Dabei gewinnst Du so manche infrastrukturellen Erkenntnisse ………
                      .
                      Angehängte Dateien
                      sigpic_G.E.O.G.R.A.P.H

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                      • dochol
                        Cold Warrior
                        • 18.05.2009
                        • 629

                        #12
                        Du wirst lachen, aber genau das habe ich vor etwa zwei Wochen angefangen...Dabei kamen viele Fragen auf, die ich u.a. hier gestellt habe. Einfach zu durchbliclen ist die Thematik wirklich nicht, aber ich arbeite dran...
                        Als Beispiel: Hier in der Gegend hat jede noch so kleine Brücke ein Schild (kleinstes mir bekanntest ist MLC 16), oder hatte mal eins. In Rheinland-Pfalz dagegen hab ich selten eins gesehen.
                        Das die Schilder größtenteils nicht mehr "gepflegt" werden, und somit Lücken entstehen, macht das Ganze nicht einfacher.
                        Gruß

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                        • vladdes
                          Cold Warrior
                          • 27.08.2006
                          • 231

                          #13
                          Also hier in Rheinland-Pfalz gibt es auch jede Menge MLC-Schilder! Da hat auch jedes unscheinbare Brücklein ein Schild.

                          Kommentar

                          • Geograph
                            Wallmeister
                            • 10.05.2006
                            • 7476

                            #14
                            MLC-Schilda …

                            Dabei kamen viele Fragen auf, die ich u.a. hier gestellt habe. Einfach zu durchbliclen ist die Thematik wirklich nicht, aber ich arbeite dran...
                            Als Beispiel: Hier in der Gegend hat jede noch so kleine Brücke ein Schild (kleinstes mir bekanntest ist MLC 16), oder hatte mal eins. In Rheinland-Pfalz dagegen hab ich selten eins gesehen.
                            Das die Schilder größtenteils nicht mehr "gepflegt" werden, und somit Lücken entstehen, macht das Ganze nicht einfacher.

                            In der heutigen Zeit werden auch noch MLC-Schilder aufgestellt, bei denen manchmal recht interessante Exemplare zu finden sind:
                            • Die Panzerabbildung wurde dem Stand der Technik angepasst.……

                            • Reflektierende MLC-Schilder sorgen für die nötige Sicherheit bei Nacht ………

                            • So manches Brückenbauwerk darf zweispurig stärker als einspurig belastetet werden ………

                            .
                            Angehängte Dateien
                            sigpic_G.E.O.G.R.A.P.H

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                            • Horner
                              Cold Warrior
                              • 24.05.2009
                              • 1897

                              #15
                              Moin,

                              ich habe mit sehr großen Interesse eure Schriften gelesen und forschte auch ein bisschen herum. Mit dieser Materie bin ich leider nicht so vertraut, aber ich hoffe das ich mit diesen gefundenen Link euch ein Stückchen nach vorne bringe. Es wurde ja gefragt ab wann eine"millitary load class" verwendet wird.
                              Dieser Link ist zur Einstufung und Bemessung von Brücken nach der STANAG 21
                              vorgesehen und auf PDF verfasst.

                              www.rieger-brandt/de.veroeffentlichungen/brandt/brandt_stanag_1990.pdf

                              Gruß
                              Horner

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