Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sperranlagen im Kreis Rendsburg-Eckernförde
Nach Hinweis von Rex Danny habe ich in Westensee die Straße "Wiesengrund" beäugt (54.275267,9.889573), im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Da die etwa 500 m östlich direkt am Westensee verlaufende L 48 eine rückgebaute Sperre hat (drei Quadratflicken noch vorhanden), müßte ja auch diese Straße eine haben. Es befinden sich da offensichtlich zwei rückgebaute Schächte in dieser merkwürdigen Version, wie sie zumindest in Schleswig-Holstein häufiger vorkommt: der größere Eisenkreuz-Deckel wurde ersetzt durch einen kleineren. Kreisrunde Ausbesserungsarbeiten drumherum.
Ein Schacht vor, einer hinter der Brücke.
Blick erst nach Süden, dann nach Norden.
Hier noch fehlende Bilder vom Sperrmittelhaus in Altenholz (Krs. RD-ECK), nördlich von Kiel, DOSPA 3075.
Naheliegend, daß da Sprengladungen für die drei Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal in Kiel drinlagen (reicht da ein Haus aus?).
Rex Danny
07.02.2016, 15:23
Hallo an alle !
Heute kann ich endlich vermelden, daß der Kreis Rendsburg-Eckernförde (RD) nach unserem derzeitigen Kenntnisstand mit sämtlichen, jemals vorhandenen Sperranlagen komplett in der Datenbank enthalten ist.
Im Anhang befinden sich die KMZ-Files der verschiedenen, im Kreis Rendsburg-Eckernförde verwendeten Sperrenarten mit den genauen Örtlichkeiten jeder einzelnen Sperranlage.
Grüße
Rex Danny
RD 0201, Dospa 6165. Der Bach, der den Langsee entwässert, ist in der Landschaft kaum zu sehen. An der Kreuzung mit der L179 lag eine vorbereitete Sperre mit drei Schächten. Nur aufgrund der Datenbank sah ich hier genauer hin. Drei Asphaltquadrate sind noch zu finden.
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Missunde Waldweg, Besonderer Anschlussschacht
Von der vorbereiteten Sperre RD 0200, Dospa 6185 sind in der Straße noch drei Asphaltquadrate zu sehen, neben vielen anderen Flickstellen. Die Sperre liegt zwischen einer Straßenkuppe und einer Kurve an einem Geländetiefpunkt ohne Gewässer. Zwischen mittlerem und nördlichem ehemaligen Sprengschacht liegt seitlich im flachen Straßengraben ein Betonschacht mit Konus. Der Betondeckel ist verschieblich, innen sieht man Eisentritte und 2 Zuführungen aus Stahlrohr mit Durchmesser ca. 10cm. Es fehlt ein Ablauf. Straßenbauer arbeiten mit Beton- oder Tonrohren. Daher halte ich die Stahlrohre für die Leerrohre für die Zündschnüre. Die Asphaltfläche des nördlichen Sprengschachtes hat eine Schräge Richtung Betonschacht. Hier könnte das Leerrohr ausgebaut worden sein.
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RD 0501, Dospa 6198. Der Straßentunnel unter dem Bahndamm von 1893 ist als Ziegelgewölbe gemauert, während der jüngere Fußgängertunnel in Beton ausgeführt ist. Interessant ist, dass die Ziegelschichten nicht parallel zur Tunnelachse verlaufen, sondern leicht geschraubt. An beiden Tunnelenden wurden rechts und links je 3 Sprengkammern ins Mauerwerk gestemmt. Spuren von Verschlüssen und Halterungen für den Sprengstoff sind nicht sichtbar.
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Während viele Sprengschächte oder die Asphaltflickstellen auf Luftbildern, ggfs älteren in Google Earth, noch zu sehen sind, sind bei der Levensauer Brücke nur die Straßenschächte zu sehen. Wo liegen die Schächte für den Bahndamm? Unter den Schwellen ist unwahrscheinlich, weil sie dort nicht gewartet werden konnten.
Ortstermin bei RD 0506, Dospa 1206: Die Vorbereitungen für den Neubau laufen. 3 Straßenschächte mit den typischen Kreuzdeckeln, querab vom südöstlichen Schacht hinter Bauzaun ist die Oberkante einer Froschklappe zu erkennen, neben dem mittleren Schacht dichtes Gestrüpp, neben dem nordwestlichen Schacht ist der Abhang mit Müll und Aspahltbrocken bedeckt. Zwischen Straße und Bahn ist halbverdeckt unter Schotter ein Deckel zu erkennen, ohne Kreuz und Schraube. Hier ist der flache Graben breiter. Beim mittleren und südöstlichen Schacht liegt mehr Schotter, deshalb sind hier keine Deckel zu sehen.
Die Lage neben den Schwellen dürfte auch für Sprengschächte in anderen Bahndämmen gelten.
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RD 0225, Dospa 3810. Hier verläuft die Straße auf dem Damm der Wassermühle im Ort Stenten. Der Bach Stente (Abfluss des Bistensees) ist aufgestaut. Die Straße ist erneuert, ohne Spuren der Sprengschächte. Es gibt einen Höhensprung im Gelände von ca. 6m. Eine Sprengung hätte eine Flutwelle verursacht, die Wassermühle wäre weggerissen worden, keine Rücksicht auf zivile Infrastruktur. . .
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Rex Danny
03.03.2024, 13:37
Vielen Dank für die Vorstellung der Sperranlagen.
Entsprechende Korrekturen und Verschiebungen habe ich vorgenommen.
Grüße
Rex Danny
Moin,
nachfolgend mein erster Versuch mit kmz-Datei.
Ich habe die feldmässigen Sprengsperren, Minenfelder und Drahtsperren aus dem Operationsplan von 1979 mal in Google Earth übertragen.
Signatur BH 27/1080_0003 , „Sperren im Einsatzraum VfgTrKdo 600 (Sperrplan)“ vom 18.09.1979.
Das Verfügungstruppenkommando sollte sich im Raum Hüttener Berge positionieren, mit Stab im Raum Selk. Der Angriff wurde aus Ost erwartet. Zu verteidigen waren in der Nähe die Radarstellung Brekendorf, der Flugplatz Jagel mit Notlandeplatz auf der A7. Das geht aus dem Operationsplan hervor, Signatur BH 27/1080_0001. Als unbedingt zu verteidigendes Schlüsselgelände war der Bereich Annettenhöhe-Busdorf-Friedrichsberg mit Bahnhof eingezeichnet. Für mich ist dort kein Grund ersichtlich.
Hier kann man gut sehen, wie die vorbereiteten Sperren ergänzt werden sollten, auch in Abhängigkeit von der Topographie. Es gab wenige vorbereitete Sperren, durch feldmässige Sprengsperren wären hauptsächlich Feldüberfahrten (Bauernbrücken) gesprengt worden. Drahtsperren in Waldstücken, Minen auf Feldern und Wiesen. Die Minenarten habe ich nicht unterschieden.
Die enge Kette von Götheby bis zum Wittensee lag entlang der Verteidigungsstellungen V1 bis V3. Die zweite hier sehr dünne Kette zwischen Fleckeby und Bistensee entspricht den geplanten Verteidigungsstellungen V4 bis V7. Hier wäre bei einem Rückzug auf die zweite V-Linie noch sehr viel zu tun gewesen, ohne Vorplanung.
Die Minensperren sind zum Teil in ihrer Ausdehung angegeben durch 2 Striche. Wenn nur ein Strich die Position angibt, kann ich keine Ausdehnung einzeichnen, z.B. F-RD 1017. Schwierig fand ich, das ich Polygone nur mit zusätzlichen Nadeln beschriften konnte. Außerdem funktionierte die Farbauswahl nicht richtig, nicht mit der Menge der angebotenen Farben. Zum Teil wurden völlig andere Farben umgesetzt. (Kann an Linux liegen?)
Gruß aus Angeln
76er
37577
Rex Danny
30.04.2024, 10:43
Super, vielen Dank für die tolle Arbeit.
Grüße
Rex Danny
Hier die kmz-Datei noch einmal, jetzt hoffentlich mit allen Positionen.
Bisher wurde nur eine Sperre angezeigt.
Gruß 76er
Moin,
der Bunker existiert noch, Fotos von 2013. Auf der Website https://bunker-kiel.com/3-211-hemmelmark gibt es eine ausführliche Beschreibung, Grundriss und Schnitte vom "Munitionsauffüllraum". Die zugehörige Flakstellung oben auf der Steilküste war nach dem Krieg gesprengt und wurde in den 19980er oder 1990er Jahren abgeräumt. Zum Bunker führte von der TVA-Nord ein Schotterweg mit Betonbrücke über den Auslauf des Hemmelmarker Sees. Der Bunker wurde zeitweise privat genutzt als eine Art Wochenendhaus, steht heute wieder leer.
Gruss aus Angeln
76er
Ich kam mehr oder weniger zufällig an die Sperre und habe den aktuellen Zustand dokumentiert. Der Asphalt wurde inzwischen erneuert, an die Deckel wurde wieder angearbeitet.
Ich gehe eigentlich davon aus, dass bei bestehenden Deckeln auch die Froschklappen noch existieren. Ohne Spaten oder Sondierstange ist es jedoch schwierig, etwas zu finden. Hier war der Graben steil und nass. Querab vom nördlichen Schacht gab es im Gras einen Absatz und ich konnte die Froschklappe frei treten. Es waren mindestens 10cm Erde und Gras darüber gewachsen.
Grüße von 76er
Stand Mai 2024 waren mir bekannt die vorbereiteten Sprengsperren aus der Dospa und der Sperrplan für das VerfTrpKdo600 von 1979 (aus Bundesarchiv BH27/1080). Daraus ergab sich eine erste Sperrlinie entlang der Osterbek mit vielen Minenfeldern und eine schwache zweite Linie entlang der Großen Hüttener Au. Auffällig war, dass in Fleckeby die Kreuzung der B76 über die Große Hüttener Au ohne Sperre war. Ich sah mir die Situation vor Ort an und entdeckte zwei Schachtdeckel innerhalb der Widerlager der Brücke, nahe an der Dehnfuge im Asphalt, allerdings mit üblichen Regenwasserdeckeln. Die zwei Schachtdeckel liegen einfach zu nahe an der Brücke, mitten auf der Fahrbahn. Die anderen Deckel in der Nähe liegen in den Gehwegen. Ich machte mir vor Ort Fotos aller Schachtdeckel, zeichnete sie zuhause in ein Luftbild ein, und überlegte den Verlauf von Schmutzwasser- und Regenleitungen. Die Deckel an der Brücke blieben „über“ und die Sache ruhte erstmal.
Im Oktober tauchte im kmz zur Dospa dann eine Sperre in Fleckeby auf. Rex-Danny hatte weitere Akten durchgearbeitet und weitere ältere Sperren gefunden. Ich wollte mit meinen Leitungsverläufen sicher gehen und fragte im Tiefbauamt nach Kanalplänen. Es dauerte „nur“ drei Wochen, bis der Sachbearbeiter darauf zugreifen konnte. Ich hatte zu viele Regenwasserleitungen angenommen, aber sonst im Bereich der Brücke richtig gelegen. Die zwei fraglichen Schächte sind in den Kanalplänen nicht eingezeichnet. Die Tiefe ist auf der stark befahrenen Bundesstraße nicht mal eben feststellbar. Damit sind es für mich zwei erhaltene Sprengschächte, mit neueren Regenwasserdeckeln, in die neuere Asphaltdecke sauber eingearbeitet.
Ich bekomme allmählich den Eindruck, dass an mehreren Stellen die alten vorbereiteten Sperren nicht beseitigt wurden, sondern auf wessen Veranlassung auch immer erhalten wurden, z.B. nur überasphaltiert wurden. Und als „geheim“ behandelt werden. Oder Straßenbauer ahnen, was es ist, und trauen sich nicht.
(Nebenbei findet man dann noch andere interessante Dinge, wenn man um die Ecken sieht. )
Viele Grüße 76er
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