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Thema: West-Berlin sollte in 24 Stunden fallen

  1. #1
    Cold Warrior Avatar von condor66 (†)
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    Standard West-Berlin sollte in 24 Stunden fallen

    Der Bericht stammt vom 2004

    "Bis 1989 ständig aktualisiert: Die Handstreichpläne von NVA und Sowjettruppen
    von Thorsten Hinz

    Vor zehn Jahren zogen sich die vier Alliierten Siegermächte endgültig aus Berlin zurück. Sie verabschiedeten sich getrennt. Die Russen paradierten Ende August 1994 in der Nähe ihres Hauptquartiers in Berlin-Karlshorst. Höhepunkt war eine Kranzniederlegung am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow durch Bundeskanzler Kohl und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin. Einige Stunden später, vor dem Einzug ins Rote Rathaus, präsentierte Jelzin sich den Kameras im Zustand der Volltrunkenheit.
    Die Amerikaner, Briten und Franzosen zogen einige Tage später ab. Ein Großer Zapfenstreich am Brandenburger Tor setzte den Schlußpunkt unter fast 50 Jahre Nachkriegsgeschichte. Es hatte damals heftige Diskussion gegeben, ob nicht eine gemeinsame Parade der vier Mächte angemessen wäre, anstatt den Russen einen Abschied zweiter Klasse zuzumuten. Doch die Verletzungen aus der Zeit des Kalten Krieges überwogen die Gemeinsamkeit, die der Sieg über Deutschland gestiftet hatte.

    Nach Öffnung der DDR-Archive konnte belegt werden, was man bis dahin nur erahnt hatte: Die DDR und die Sowjetunion hatten auch nach dem Mauerbau und dem Vierseitigen Abkommen über Berlin 1971 keineswegs das Ziel aufgegeben, den Westen der Stadt ihrem Machtbereich einzuverleiben. Die Pläne für eine Besetzung der drei Westsektoren sind bis 1989 immer wieder aktualisiert worden. An 60 Stellen wären NVA und Sowjetarmee durch die Mauer gebrochen und hätten versucht, die Stadt dreizuteilen und die Westalliierten voneinander zu isolieren. Für die Eroberung waren 24 Stunden vorgesehen. Fallschirmjäger hätten die wichtigsten strategischen Punkte aus der Luft eingenommen, darunter das Rathaus Schöneberg - Sitz des Regierenden Bürgermeisters und des Landesparlaments -, den Sender Freies Berlin und Rias, den Fernsehturm am Wannsee und die Flugplätze in Tegel und Tempelhof.

    Angesichts solcher Planspiele erscheint die damalige Forderung der Berliner Grünen, die alliierten Truppen auf eine symbolische Zahl zurückstutzen, im Nachhinein geradezu wahnwitzig. Denn so real, wie die Bedrohung war, waren die Aufgabenstellungen der Amerikaner, Briten und Franzosen für den Ernstfall. Die rund 11.000 alliierten Soldaten in Berlin hätten Brücken gesprengt und versucht, die wichtigsten Straßen - vor allem die Stadtautobahn Avus - zu blockieren und ein zusammenhängendes Stadtgebiet zu halten. Als gemeinsame Einsatzzentrale hätte das britische Hauptquartier am Olympiastadion gedient. Zehn Tage lang sollte West-Berlin verteidigt werden: In dieser Zeit sollte eine Verhandlungslösung erzielt bzw. der Nato-Mechanismus in Gang gesetzt werden. Das hätte den Kriegsfall bedeutet. Zum Glück funktionierte das Prinzip Abschreckung. Der getrennte Abmarsch der Besatzungsmächte aber war nur logisch gewesen.

    In West-Berlin gehörten die Soldaten der drei Westmächte zur städtischen Folklore. Ihr Abzug hinterließ eine Leerstelle, die erst langsam aufgefüllt wurde. Im Ostteil sah man keine russischen Soldaten im Stadtbild, höchstens einmal in Gruppen und völlig verschüchtert. Im ehemaligen Gebäude des Alliierten Kontrollrats, aus dem die Russen während der Berlin-Blockade 1948 mit Aplomb ausgezogen waren, befinden sich heute das Berliner Kammergericht und das Landesverfassungsgericht. Im russischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst, wo Feldmarschall Wilhelm Keitel am 9. Mai 1945 die Kapitulationsurkunde unterschrieb, wurde ein Museum eingerichtet. Im Britischen Hauptquartier am Olympiastadion ist ein Sportmuseum geplant. Die Villa des US-Stadtkommandanten in Dahlem wird für Empfänge des Auswärtigen Amtes genutzt, und in der amerikanischen Andrewskaserne in Lichterfelde (bis 1945 SS-Kaserne) befindet sich das Bundesarchiv. Im französischen Offiziersklub am Tegeler See soll die Kantine der Diplomatenschule eingerichtet werden. Die riesige Anlage des "Quartier Napoleon" in Tegel, einst französisches Hauptquartier, heißt heute Julius-Leber-Kaserne und ist Sitz des Standortkommandanten der Bundeswehr.

    Durch den Abzug der Alliierten wurden rund 6.000 Wohnungen frei, darunter einige in attraktiver Lage im Nobelbezirk Zehlendorf. Sie wurden entweder verkauft, an Bundesbedienstete vermietet oder der städtischen Wohnungsbaugesellschaft übergeben."
    Grüße,
    Mario

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  3. #2
    Cold Warrior Avatar von FEK
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    Zitat Zitat von condor66
    Nach Öffnung der DDR-Archive konnte belegt werden, was man bis dahin nur erahnt hatte: Die DDR und die Sowjetunion hatten auch nach dem Mauerbau und dem Vierseitigen Abkommen über Berlin 1971 keineswegs das Ziel aufgegeben, den Westen der Stadt ihrem Machtbereich einzuverleiben.
    Halte ich für ziemliche Kaffeesatzleserei, wobei es sicher tatsächlich so sein wird das Pläne auch für solchen Fall vorlagen. Das ist nun mal bei Armeen so, sie machen Pläne über mögliche kriegerische Auseinandersetzungen.
    Ansonsten, wofür sollte das gut sein? In einem ernsthaften Krieg hätte der Westteil Berlins keine Rolle gespielt - in einer möglichen atomaren Eskalation ohnehin nicht.


    FEK

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  5. #3
    In Memoriam Avatar von Harry (†)
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    >wofür sollte das gut sein

    Reine Machtdemonstration. Wozu sollte die Blockade gut sein???
    --------------------------------
    Der liebe Harry

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  7. #4
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    Hallo zusammen,

    Die Pläne für die Eroberung Westberlins im V-Fall liefen unter dem Codewort Operation Stoß. Ab Mitte der 1980er Jahre wurde eine primär defensive Militärdoktrin in der DDR eingeführt, dies hatte auch Auswirkungen auf die Berlin Operation, die jetzt unter dem Codewort Operation Zentrum geplant wurde. Einrichtungen der Alliierten in Westberlin sollten nicht mehr vernichtet, sondern lediglich blockiert werden.
    Für die Berlin Operation waren die 1. Motorisierte Schützendivision der NVA sowie das dem Kommando Landstreitkräfte direkt unterstellte Luftsturmregiment 40 und weitere Kräfte der GSSD vorgesehen. Für diese Zielstellung wurde regelmäßig trainiert, dazu existierte in Lehnin eine Stadtkampfanlage Scholzenslust. Entsprechende Kommandostabsübungen wurden regelmäßig unter der Codebezeichung Bordkante Jahr durchgeführt (z.B. Bordkante 85).

    Es gibt nur wenig Literatur zum Thema: Helmut Göpel hat, ohne die wirkliche Planung zu kennen, die nicht überliefert wurde, versucht die geplanten Operationen zu rekonstruieren.

    Helmut Göpel IX. Die Berlin-Operation. In: Klaus Naumann (Hrsg.): NVA Anspruch und Wirklichkeit. Berlin u.a. 1993. ebenda S. 286

    Wer an dem Aufsatz interessiert ist, kann mir eine PN senden.

    Gruß Joachim
    Geändert von joachim (03.05.2006 um 00:02 Uhr)

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  9. #5
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    Zitat Zitat von joachim Beitrag anzeigen
    Hallo zusammen,

    Die Pläne für die Eroberung Westberlins im V-Fall liefen unter dem Codewort Operation Stoß. Ab Mitte der 1980er Jahre wurde eine primär defensive Militärdoktrin in der DDR eingeführt, dies hatte auch Auswirkungen auf die Berlin Operation, die jetzt unter dem Codewort Operation Zentrum geplant wurde. Einrichtungen der Alliierten in Westberlin sollten nicht mehr vernichtet, sondern lediglich blockiert werden.
    Für die Berlin Operation waren die 1. Motorisierte Schützendivision der NVA sowie das dem Kommando Landstreitkräfte direkt unterstellte Luftsturmregiment 40 und weitere Kräfte der GSSD vorgesehen. Für diese Zielstellung wurde regelmäßig trainiert, dazu existierte in Lehnin eine Stadtkampfanlage Scholzenslust. Entsprechende Kommandostabsübungen wurden regelmäßig unter der Codebezeichung Bordkante Jahr durchgeführt (z.B. Bordkante 85).

    Es gibt nur wenig Literatur zum Thema: Helmut Göpel hat, ohne die wirkliche Planung zu kennen, die nicht überliefert wurde, versucht die geplanten Operationen zu rekonstruieren.

    Helmut Göpel IX. Die Berlin-Operation. In: Klaus Naumann (Hrsg.): NVA Anspruch und Wirklichkeit. Berlin u.a. 1993. ebenda S. 286

    Wer an dem Aufsatz interessiert ist, kann mir eine PN senden.

    Gruß Joachim
    Die von Joachim ausgesprochenen Aussagen kann ich nur bestätigen, nachzulesen im Buch; Die Allierte in Berlin, es gab auch Planungen der Nato zur Durchhaltefähigkeit, dabei war das Kernverteidigungszentrum das Olympiastadium, Kaiserdamm

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  11. #6
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    Zitat Zitat von karlbauknecht Beitrag anzeigen
    Die von Joachim ausgesprochenen Aussagen kann ich nur bestätigen, nachzulesen im Buch; Die Allierte in Berlin, es gab auch Planungen der Nato zur Durchhaltefähigkeit, dabei war das Kernverteidigungszentrum das Olympiastadium, Kaiserdamm
    die Planungen der Nato wurden vom Stab "Live Oak" entworfen

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  13. #7
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    in dem besagten Artikel von Joachim wird die Pionierbrigade 2 mit 2 Sturmpionier-Btl. genannt.

    die Pi-Brigade gab es so nicht!
    es handelt sich um das Pi-Regiment 2 "Ottomar Geschke" in Storkow mit einem Sturmpionier-Btl.

    das Regiment wären erst im M-Fall (M+2 Tage)zur Pi-Brigade aufgewachsen

    habe Ende der 80-er im Regiment als Zeitsoldat gedient und von den Stürmern sickerten immer mal was durch so in Richtung West-Berlin
    haben wir immer für Scheißhaus-Parolen gehalten!

    Gruß doc

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  15. #8
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    Ab 1988 hieß diese Operation ZENTRUM und war mit den Übungen BORDKANTE fast indentisch :
    http://www.berlin.de/lstu/ausstellung/mfs-wb-plan.html

    Es gab "Eine besondere Gruppierung = Berliner Gruppierung":

    1. Mot. SchtzDiv der NVA
    6. selbst. MotSchtzBrgd GSSD
    1 Regiment Grenztruppen der DDR (GK NORD)
    8 Regimenter Grenztruppen der DDR (GK Mitte)
    2 VP-Bereitschaften (Volkspolizei)
    8 Mot. KampfGruppenBattalione ( Fabrikarbeitern mit Mörsern, PzAbwWaffen usw. )
    u.a

    Die Operation STOSS ging davon aus, West-Berlin "einzunehmen" noch bevor der militärische Schlag des WP stattgefunden hätte. (Präventivschlag) und hatte auch eine andere Zusammensetzung der Truppen. (unter anderem das Luftsturmbattalion 40 der DDR ua.)

    Operation ZENTRUM erst nach überschreiten der Grenze durch die NATO, dieses ist der geänderten Verteigungspolitik der WP-Staaten ab 1987 zuzuschreiben. (Gorbatschow)

    Es waren im übrigen wieder Planungen für Operation BORDKANTE für das Jahr 1989 in Vorbereitung.

    Auch denke ich, daß bestimmte automatisierte Abläufe, wie zb. das Alarmieren des Alarmbattlions/Kompanie während der ersten Stunden im Oktober stattgefunden haben mussten, so daß sich Teile der 1.MotSchtzdiv in Postdam in Richtung ihrer Verfügungsräume innerhalb der Außenbezirke Berlins in Bewegung gesetzt haben müssen..VP-Kompanien alarmiert worden sein müssen und eventuell über eine Aktivierung der KampfgruppenKompanien nachgedacht worden sein muss oder sogar stattgefunden haben muss.

    Auch der "Heiße Draht" nach Moskau muß geglüht haben während dieser Stunden, denn ...da wollte schon wieder ein Staat fort...aus diesem Pakt.

    Da standen sie nun...die friedlichen Demonstranten...und eine hoch militärisch mobilisierte Diktatur, die auf Befehle wartete...

    Wie es ausgegangen ist, wissen wir alle...aber ich denke, das war genau so knapp wie irgentwelche atomaren Bedrohungen von Pershing`s / S-21 usw.

    Und das konnten keine Kundschafter/Spione oder wie sie auch immer hießen vorraussehen.

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  17. #9
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    Was heißt Diktatur,ich wurde wenigsten nicht so verfolgt wie in diesem Land das uns nur heim ins Reich geholt hat.Es ging doch nicht um die sogenannte Freiheit ,sondern um billige Arbeitskräfte und potientelle Kunden.Leider haben sich zu viele ne Alditüte übern Kopf ziehen lassen ,so blind zu sein.Gruß wolfsland

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  19. #10
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    Cool, und du denkst du hättest solche Töne "bei euch" spucken können?
    --------------------------------
    Der liebe Harry

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