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Thema: Angenommener Angriff des WP Truppen

  1. #1
    In Memoriam Avatar von Harry (†)
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    Standard Angenommener Angriff des WP Truppen

    Nehmen wir das mal an, und zwar für den Bereich Thüringer Grenze als Übergang. Wäre es denkbar oder wahrscheinlich das:

    Zuerst eine Raketenvorbereitung stattfand. Von wo aus= In Ohrdruf weiss ich, wo noch? Gotha? Nohra?

    Wo wären die Aufmarschgebiete gewesen? Wie die wahrscheinlliche Angriffsroute, Eisenach --> Bad Hersfeld -> Alsfeld, teilen und 1 Abteilung links B254 nach Fulda dann Schwenk nach Frankfurt, andere Abteilung weiter Frankfurt? Wäre dann eine klassische Zangenbewegung...

    Wobei ich zugegebenermaßen nicht viel Ahnung von Taktik habe. Aber vielleicht weiss hier jemand mehr?
    --------------------------------
    Der liebe Harry

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  3. #2
    Cold Warrior Avatar von Nemere
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    Aus Thüringen heraus gab es außerdem eine Reihe von Möglichkeiten für einen Angriff in den Raum Nordbayern hinein, die in der GDP-Planung Berücksichtigung fanden:

    a) Die Mittelgebirgskette von Rhön, Thüringer Wald, Frankenwald, Fichtelgebirge und der südlich vorgelagerten Haßberge ermöglicht einen schnellen Vorstoß stärkerer Kräfte nur entlang der wenigen von Nord nach Süd verlaufenden Täler und der dort konzentrierten Verkehrswege.
    b) Neben der weit im Westen gelegenen Möglichkeit des Angriffs von Meiningen über Mellrichstadt und das Tal der Fränkischen Saale Richtung Spessart bietet sich erst wieder die Verbindungslinie Saalfeld – Ludwigsstadt – Kronach – Main für einen Angriff an. Ein Vorstoß über Coburg ist nicht ganz auszuschließen, aber weniger wahrscheinlich, da dieser Querbewegungen zur Front vor dem Thüringer Wald vorausgesetzt hätte. Je nach Lageentwicklung wäre dann eine Fortsetzung des Angriffs nach Überwinden des Mains Richtung Nürnberg denkbar oder ein Einschwenken nördlich des Mains Richtung Haßberge, zur Unterstützung eines Angriffs auf das Rhein-Main-Gebiet um Frankfurt. Das natürliche Hindernis der Haßberge kann mit stärkeren mechanisierten Kräften schnell nur ostwärts Hofheim, in der Senke von Manau, überwunden werden. Hier wäre sicherlich ein Schwerpunkt der Verteidigung der NATO-Truppen einzuplanen gewesen. Diese beiden Möglichkeiten sind jedoch nur als Nebenstoß eines nördlich von Rhön und Thüringer Wald Richtung Frankfurt zielenden Hauptangriffs anzunehmen.
    c) Der Hauptstoß im bayerischen Norden kann mit der Angriffsache in der Senke zwischen Fichtelgebirge und Frankenwald (Autobahn A 9) und der Zielrichtung Nürnberg – München angenommen werden – Hof wäre also im Zentrum des vermuteten Hauptstoßes gelegen. Quer zur Vormarschrichtung verlaufende, natürliche Hindernisse sind hier erst die Ausläufer von Frankenwald und Fichtelgebirge bei Marktschorgast – Gefrees (die „Schiefe Ebene“ der Bahnlinie) und das Tal des weißen Mains bei Bad Berneck.
    d) Bei entsprechender Schwerpunktbildung seitens des Warschauer Paktes konnte auch durchaus an eine überraschende Operation aus dem „Thüringer Balkon“, dem weit nach Süden ins Bayerische hereinragenden Landstrich westlich Coburg um Römhild, die Gleichberge und Heldburg gedacht werden. Es existierten konkrete Hinweise, daß hier auf jeden Fall eine starke Konzentration von Artilleriekräften des Warschauer Paktes zu erwarten war, die von Stellungen dicht hinter der Grenze tief in die Verzögerungszone und den Verteidigungsraum der NATO-Truppen hätten hineinwirken können. Der Große Gleichberg war gespickt mit Abhöranlagen, bei guter Sicht konnte von dort aus ein großer Teil des Landes von den Haßbergen bis zum Main überblickt werden.


    Nach den noch erhaltenen Unterlagen der NVA bzw. durch Auswertung von Übungsvorhaben der NVA und der sowjetischen Truppen in der ehemaligen DDR lassen sich noch für die Jahre um 1980 Planungen rekonstruieren, die neben dem Hauptstoß in den „Fulda-Gap“ eine Vernichtung der NATO-Truppen in Nordbayern zum Ziel hatten:

    Gleichzeitig mit dem Angriff von Kräften des Warschauer Paktes in Norddeutschland und durch den „Fulda-Gap“ war ein massiver Stoß in die rechte Flanke der 7. (US)-Armee vorgesehen, die so nördlich von Nürnberg eingeschlossen und in Zusammenwirken mit den Spitzen der inzwischen aus den westlichen Militärbezirken der Sowjetunion herangeführten 2. Staffel des WP vernichtet werden sollte. Für die Operationsführung in Nordbayern waren einmal die Großverbände der Zentralgruppe der sowjetischen Truppen (ZGT) aus der Tschechoslowakei vorgesehen. Gleichzeitig sollten Kräfte aus der Gruppe der Sowjetischen Truppen in Deutschland (GSTD) in Zusammenwirken mit Verbänden des Leipziger Militärbezirks III der NVA aus dem Raum Plauen nach Oberfranken vorstoßen. Die tschechoslowakische Armee (CVA) hatte in dieser Phase den Auftrag, in der südlichen Oberpfalz durch einen Angriff auf breiter Front die dort eingesetzten Kräfte der Bundeswehr (II. Korps) und möglicherweise eingesetzter französischer Verstärkungen zu binden.

    Die Bedeutung der „Plauener Pforte“ aus Sicht der Planer des Warschauer Paktes für einen Angriff in Richtung Südwesten / Hof wird auch durch die relativ grenznahe Stationierung eines Garde-Mot-Schützen- und eines Panzer-Regiments der sowjetischen Streitkräfte in Plauen unterstrichen. Auch die Heranführung von Angriffs- und Verstärkungskräften in diesen Raum war infrastrukturell vorbereitet. Bei Lobenstein endete z.B. der für schwere Kettenfahrzeuge ausgebaute Kettenmarschweg Nr. 15, die grenznahen Bahnhöfe der Strecke Hof - Plauen waren als „Entladeräume“ ausgebaut, teilweise waren dort zerlegbare Lade-Rampen eingelagert, um unabhängig von Bahnhöfen schnell Transportzüge mit Panzern entladen zu können. Gleiches galt für die Bahnhöfe an der parallel zur innerdeutschen Grenze verlaufenden Strecke Weida – Triptis – Saalfeld. Hauptzweck dieser Operation war nach allen Erkenntnissen nicht der Stoß in die Tiefe des gegnerischen Verteidigungsraumes, sondern die physische Vernichtung der in Nordbayern eingesetzten NATO-Truppen. Diese Angriffshandlungen wurden vom Militärbezirk III der NVA noch im Jahre 1988 geübt.


    Quellen / Literatur:

    Die Geländebedingungen des Raumes Nordbayern und ihre Auswirkungen auf die Operationsführung wurden in mehreren Jahresarbeiten der Führungsakademie der Bundeswehr untersucht.
    a) Belck, B. / Nes, H. van: Fränkisches Mittelgebirge, Oberpfälzer Wald und Bayerischer Wald – Landschaftliche Erscheinungsformen und ihr Einfluß auf die Bewegungsmöglichkeiten mechanisierter Großverbände, 1967.
    b) Leutner, U./ Rotberg, J.: Möglichkeiten und Grenzen des Flächenmarsches. Untersuchung über die Dichte der Straßen- und Wegeverbindungen in Nord-Süd-Richtung im mainfränkischen Raum und den angrenzenden Gebieten, 1968.
    c) Natter, Jürgen: Das fränkische Schichtstufenland – Landschaftliche Erscheinungsformen und ihr Einfluß auf die Bewegungsmöglichkeiten mechanisierter Großverbände im Gefecht, 1969
    d) Ergänzend zum Problemkreis Verteidigung in Oberfranken die Arbeit von Ekkehart Richter: Die Bedeutung des Raumes Ober- und Mittelfranken für das Wehrpotential der Bundesrepublik Deutschland, 1968
    Sämtliche der genannten Jahresarbeiten nachgewiesen bei: Führungsakademie der Bundeswehr, Clausewitz-Gesellschaft (Hrsg.): Generalstabsausbildung zwischen Gesellschaft und Militär – Das Jahresarbeiten-Archiv, Herford 1991

    Wiener, Friedrich: Die Armeen der NATO-Staaten (=Truppendienst-Taschenbuch 3); Wien 1966, S. 142 ff.

    Heisenberg / Lutz: Sicherheitspolitik kontrovers – Frieden und Sicherheit – Band I, Bonn 1990, Dokument D 7 / S. 185

    Naumann, K. (Hrsg.): NVA - Anspruch und Wirklichkeit in ausgewählten Dokumenten. Berlin 2000, S. 97 ff.

    McCaffrey, Barry M.: The battle on the german frontier, In: Military Review (USA), Heft 3/1982, S. 62 – 70,

  4. Folgender Benutzer sagt Danke zu Nemere für den nützlichen Beitrag:

    uraken (23.08.2011)

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  6. #3
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    Super, danke! Wobei ich mich auf "durch den „Fulda-Gap“ konzentriere und versuche die Wege und Planungen, also das wo und wie für diesen Bereich einigermassen zu beleuchten.
    --------------------------------
    Der liebe Harry

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  8. #4
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    Weiß nicht ob ihr das Buch "Der dritte Weltkrieg" von General Sir John Hackett kennt, ist von Anfang der 80 und handelt von einem Angriff des WP auf Westdeutschland.
    Darin wird ein mögliches Scenario entworfen wo auch schöne Karten mit Stoßlinien des WP und den Verteidigungslinien drin sind . Obwohl wenn ich mich recht erinnere findet der Hauptstoß des WP darin über den Nordabschnitt der Nato d.h. über die Norddeutsche Tiefebene statt.
    Aber der erste Angriff findet im Fulda Gap statt.
    Geändert von Megalodon (02.11.2010 um 10:24 Uhr)

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  10. #5
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    >Aber der erste Angriff findet im Fulda Gap statt.

    Jo nur von wo? Eisenach --> Herleshausen --> Alsfeld?
    --------------------------------
    Der liebe Harry

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  12. #6
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    Habe mal die Karte abfotografiert! die xxx auf der 2 Karte stehen glaub ich für die Anzahl der Divisionen.
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  14. #7
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    Zitat Zitat von Megalodon Beitrag anzeigen
    Habe mal die Karte abfotografiert! die xxx auf der 2 Karte stehen glaub ich für die Anzahl der Divisionen.
    Nein, die Linien mit den XXX grenzen auf einer Lagekarte die Gefechtsstreifen von Verbänden oder Einheiten voneinander ab.

    --- XXXX --- begrenzt den Gefechtsstreifen einer Armee(gruppe) (hier: NorthAG und CentAG)
    --- XXX --- begrenzt den Gefechtsstreifen eines Korps
    --- XX --- begrenzt den Gefechtsstreifen einer Division
    --- X --- begrenzt den Gefechtsstreifen einer Brigade

    etc.

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  16. #8
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    jetzt wo du es sagst ist das logisch, sorry für die falsche Info

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  18. #9
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    Wie die wahrscheinlliche Angriffsroute, Eisenach --> Bad Hersfeld -> Alsfeld, teilen und 1 Abteilung links B254 nach Fulda dann Schwenk nach Frankfurt, andere Abteilung weiter Frankfurt? Wäre dann eine klassische Zangenbewegung...

    Bin zwar auch kein Taktiker, aber meiner Meinung nach wäre das optimal, alleine schon um feindliche Kräfte zu binden, und nicht den ganzen Druck auf einer Angriffsachse zu haben.

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  20. #10
    Cold Warrior Avatar von Nemere
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    Zitat Zitat von suedbaden Beitrag anzeigen
    Nein, die Linien mit den XXX grenzen auf einer Lagekarte die Gefechtsstreifen von Verbänden oder Einheiten voneinander ab.
    Was wir auf der 2. Karte sehen, sind in etwa die tatsächlichen Gefechtsstreifen der NATO nach dem GDP vor Eintreffen der REFORGER-Kräfte. Allerdings stimmt die Lage des VRV (dicke schwarze Linie) allenfalls im Bereich I. BR, I. BEL, III. DEU und im Nordteil des V. US-Korps in etwa mit den tatsächlichen Verhältnissen überein. Die deutschen Korps müssten korrekt auch mit "GE" statt mit "DEU" bezeichnet werden.

    Auch die Fortführung des VRV im Süden durch Österreich hindurch ist reine Phantasie, da Österreich neutral war. Wenn nötig, wäre hier an der bayerischen Grenze südlich Passau mit schnell zusammengestellten Sperrverbänden (Sperrverband Inn-Salzach usw.) verteidigt worden, bis die Kräfte des II. FR-Korps als CENTAG-Reserve herangeführt worden wären.

    Vielleicht zur besseren Verdeutlichung der Angriffsmöglichkeiten noch ein paar Zahlenangaben zu den Breiten von Einheiten des Warschauer Paktes im Angriff (Stand etwa 1983):
    Breite des Gefechtsstreifens im Angriff (1.Zahl) / Breite des Durchbruchsabschnitts (2. Zahl):
    Bataillon: bis 2 km / bis 1 km
    Regiment: bis 5 km / bis 2 km
    Division: 10 - 20 km / bis 4 km

    Die Normen galten für den Angriff gegen eine vorbereitete Verteidigung, wobei der Angriff grundsätzlich aus der Bewegung heraus ohne langwierige Bereitstellung erfolgen sollte.
    Die sowjetischen Vorschriften sahen zum gleichen Zeitpunkt für den Durchbruchsabschnitt je laufenden Kilometer Frontbreite
    - 60 Kampfpanzer
    - 12 - 15 Panzerhaubitzen (2S1, evtl. auch 2S3) zur direkten Feuerunterstützung
    - den Einsatz von etwa 100 Rohren Artillerie
    vor.

    Die Problematik der auf rücksichtslosen Durchbruch angesetzten Operativen Manövergruppen (OMG) mit noch deutlich verkleinerten Durchbruchabschnitten ist hier außer Betracht gelassen, weil nie zweifelsfrei geklärt wurde, ob diese Einsatzoption tatsächlich in der befürchteten Dimension bestand.

    Quellen:
    Douglass Jr., Joseph D.: Sowjetische Militärstrategie in Europa, München 1983.
    Hines, John G. / Peterson, Phillip A. : Die strategische Offensive des Warschauer Paktes, die OMG im gesamtstrategischen Zusammenhang. In: Internationale Wehrrevue 10/1983, S. 1391 - 1395.
    Lippert, Günter: Die "operativen Manövergruppen der Sowjetarmee" - eine neue Herausforderung für die NATO? In: Heere international 3, S. 157 - 171, 1984.
    Wiener, Friedrich (Hrsg.): Die Armeen der Warschauer - Pakt - Staaten. Band 1 - Organisation, Militärdoktrin, Führungs- und Einsatzgrundsätze (= Truppendienst-Taschenbuch 2 A) Wien 1990.
    Geändert von Nemere (02.11.2010 um 21:48 Uhr)

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