Ich habe während des kalten Kalten Kriegs in den 1980ern zwei NATO-Alarme bei einer Kampftruppenkompanie im Feldheer der BW mitgemacht. Dabei ging es weder um einen "Alarmstuhl" noch darum, in 3 Minuten marschbereit angetreten zu sein. Das ganze lief deutlich langsamer, aber auch realistisch-bedrohlicher ab. Nur mal ein Beispiel aus der Erinnerung:
- Nachts Anruf vom S3 des Bataillons bei UvD der Kompanie: NATO-Alarm. Was dann zu tun war: UvD ruft Zugführer vom Dienst an (gem. Alarmkalender) und zusätzlich, falls erreichbar: Kompaniechef, KpTrpFhr und KpFw.
- Die weiteren Schritte dann noch nachts im Stundentakt: Zugführer trifft ein, Anruf vom S3: Melder zum Stab, Melder holt Befehle, Zugführer vom Dienst alarmiert die Kompanie, antreten, pers. Ausrüstung verpacken. Was nicht mitgeführt wird, kommt in den Seesack zur Nachführung durch den Spieß oder verbleibt im Spind, um ggfs. den Angehörigen ausgehändigt zu werden.
- Kompaniechef trifft ein. Inzwischen ist es füher Morgen. Die Fahrzeuge werden marschfertig gemacht, bleiben marschbereit im T-Bereich.
- Tagsüber Dienst im Kasernenbereich. Alle Meldeketten sind sichergestellt. Waffenkammer ständig besetzt. Alkohol- und Ausgangsverbot.
- Erst in der kommenden Nacht kommt dann der Befehl zum Ausrücken und Marsch in die Verfügungsräume (üb.), die auf dem StoÜb-Platz waren. Das eindrücklichste Erlebnis meiner Bw-Zeit: Wie innerhalb einer Stunde zwei komplette Bataillone mit bald hundert Kettenfahrzeugen aus der Kaserne ausrücken. Ich hatte UvD und blieb mit dem Nachkommando im Kp-Gebäude. Der nicht enden wollende Lärm der Panzer war unbeschreiblich.
- Dann Übungsende.
Ich denke, dass ein solcher Ablauf für einen Ernstfall realistischer war als eine "Alarmstuhl"-Fantasie als Reaktion auf einen "Angriff aus dem Stand". Diese Diskusssion hatten wir schon öfter. Eine gewisse Eskalationsphase mit entsprechender Vorbereitungszeit war wohl doch das wahrscheinlichste Szenario.