Moin,
hat jemand von Euch eine genauere Vorstellung, wie damals die Sankette angedacht war?
Lage: Nächtlicher Feuerkampf. Ein oder mehrere Soldaten i. Gefecht verwundet.
- Die unterschiedlichsten Verletzungsbilder: Schusswunden, Lungendurchschuss, Wirbelsäulensteckschuss, Splitterverletzungen, Brandwunden, abgetrennte Gliedmaßen
- Maßnahme: Ruhe bewahren u. Schreck überwinden. Kameraden müssen sofort Feuerüberlegenheit herstellen, um Kamerad sicher aus dem Feuerkampf heraus zu bergen
- Selbst- u. Kameradenhilfe mit Bergegriffen wie Ziehen a.d. Koppel, Seitenschleiftrick, Rückenschleiftrick, Nackenschleiftrick. Im Idealfall: einer hält Gegner mit dem MG nieder und zwei andere ziehen den Schwerverletzten aus der Feuerzone. Höchstes Gebot der Kameradschaft ist es, einen verwundeten Kameraden beim Ausweichen vor dem Feind nicht liegenlassen (Zitat: Reibert, 1986).
- Kameradenhilfe gilt auf für verwundetem Feind? Ja, da Ehrenkodex oder sogar völkerrechtlich vorgeschrieben aber in Praxis bei Massenanfall eigener Verwundeter … ich habe da keine Antwort darauf
- Transport zum Verwundetennest, gekennzeichnet mit rotem Kreuz. Dort Erstversorgung durch Ersthelfer. Schockbekämpfung, Blutstillen, Druckverband schon durch bergende Kameraden oder nur durch ausgebildete Ersthelfer (der Kp, dem Zg abgestellte SanGrp). Feststellung, ob Verwundeter transportfähig ist oder nicht. Falls nicht, was dann? Der Rettungshubschrauber kann schwerlich genau vor dem Verwundetennest landen
- Transport vom Verwundetennest zum TVP (Truppenverbandsplatz). In der heißen Gefechtszone mittels SanMTW – 4 Liegeplätze und äußerlich durch weißen Kreis mit rotem Kreuz gekennzeichnet. Gepanzertes Fahrzeug soll vor Beschuss schützen
- Versorgung am TVP, also im Rückwärtigen Bataillonssektor. Dort weitere Erst-/Zweitversorgung durch Ersthelfer und ausgebildetes Sanpersonal. Sichtung durch TrArzt. Ärztliche Entscheidung: Not-OP, sofort Bluttransfusion, Morphium gegen starke Schmerzen verabreichen oder hoffnungsloser Fall? Patient würde keine weitere Behandlung überleben, was geschieht mit diesen Personen, die die nächste Stunde nicht überleben werden.
Welchen Entscheidungsspielraum haben der TrArzt (OStArzt) und seine Helfer (StArzt)? Und ich rede hier von einem unerwarteten Massenanfall von Schwerverletzten und Sterbenden, wo im Einzelfall nicht die Zeit ist, abgewogene Entscheidungen über Leben und Tod zu fällen, sondern wenn der TVP mit Verwundeten „überrannt“ wird?
- Weiterversorgung nach Aufnahme am TVP. Weitertransport ins BW-Krankenhaus Hamburg-Wandsbek falls möglich oder in ein nahegelegenes Lazarett/Feldlazarett?
- Sammelstelle für Leichtverletzte. Was geschieht mit den Leichtverletzten? Werden diese verbunden und nach einer gewissen Zeit wieder ihrem Truppenteil zugeführt?
Bin neugierig auf Eure Antworten,
Viele Grüße,
Emil