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Thema: Geheimnisverrat

  1. #1
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    Standard Geheimnisverrat

    Hallo,

    da kam mir neulich in den Sinn, wie ein Bekannter, Mitarbeiter bei einem Militärattache im DDR- diplomatischen Dienst, von einem Ereignis erzählte, das wohl zu denken gibt.

    Dass diese Offiziere direkt zum Ausspionieren von Geheimnissen anderer Staaten eingesetzt sind, ist hinlänglich bekannt. In dieser Eigenschaft suchte er Kontakt zu einem amerikanischen Offizier der gleichen "Fachrichtung", der sich - offensichtlich mit der gleichen Zielstellung- auf derartige Gespräche einließ. In dem Gespräch tat er folgende Meinung kund: (sinngemäß) Je mehr ihr von uns wisst und wir von euch wissen, um so sicherer ist der Frieden. Er hat dann auch einige "Geheimnisse" preisgegeben, ob er damit seine Kompetenzen überschritten hat, ist mir nicht bekannt. Auch nicht, was der NVA- Offizier als Gegenleistung verraten hat.

    Ich möchte aber diese Grundaussage hier zur Diskussion stellen. So paradox es klingt, steckt doch eine beachtliche Portion Wahrheit in der Aussage. Ist nicht zum Beispiel eine Militärparade die blanke Demonstration der eigenen Stärke, und das nicht nur zur Beruhigung des eigenen Volkes, sondern auch als Warnung für den Feind? Es ist auch bekannt, dass die Auslösung des NATO- Alarms vom Typ "Active Edge" mit genau den gleichen Unterlagen erfolgt, die auch bei einem echten Alarm zum Einsatz kämen. Möglicherweise aus diesem Grund hat das BmVg bis zuletzt (Stand 1989) mit Funksprüchen alarmiert, die von unserer Seite eindeutig dieser Alarmübung zuzuordnen waren. Es wäre ja höchst fatal ausgegangen, wenn eine der Seiten diese Alarmierung als "ernst" genommen hätte und weitere Schritte veranlasst hätte, die zusätzlich zur Verschärfung der Lage hätten führen können.

    Heute denke ich natürlich anders darüber, aber in dieser Zeit, wo einer dem andern nicht über den Weg traute, wo jede Handlung zunächst daraufhin abgeklopft wurde, ob man denn dadurch den anderen einen Schaden zufügen wollte, war eine solche Überreaktion durchaus möglich. Und es gibt genügend Beispiele aus dieser Zeit, wo tatsächlich überreagiert wurde und der Frieden arg auf der Kippe stand.

    Darum möchte ich hier zur Diskussion stellen:
    1. Stimmt ihr der Meinung des amerikanischen Offiziers zu?
    2. In wieweit ist ein solcher "Geheimnisverrat" der weltweiten Sicherheit dienlich?
    3. Was hat diese Vorgehensweise mit den heute so gepriesenen "Vissleblowern" gemeinsam?

    Ich bin gespannt auf eure Reaktion Rainer

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  3. #2
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    Ich glaube, da ist viel Selbstbeweihräucherung im Spiel. Man kennt doch diese ganzen Stasi-Typen, die ja nur "Kundschafter des Friedens" waren und einen dritten Weltkrieg verhindert haben etc. pp. Ja, ja. War vielleicht beim Militärischen Nachrichtendienst der DDR auch so? Ich denke mal, keine Information, die auf so einer Ebene ausgetauscht worden wäre, hätte man auf der Gegenseite "ernst" genommen, sondern immer eine Absicht unterstellt.
    Mal ein historischer Vergleich: Die Sowjetführung hat seinerzeit nicht mal ihren eigenen Spionen geglaubt, die den deutschen Angriffstag auf sie vorgemeldet haben.

    Der Osten kannte ja viele Vorgänge im Westen genau und konnte die Gesamtlage sehr genau einschätzen, etwa ob "ein Angriff" bevorsteht oder nicht einfach alle wieder mal im NATO-Wochenende sind. Der Westen hatte auch seine Möglichkeiten mit Satelliten, Sonden, volkswirtschaftlichen Gutachten und was weiß ich. Auf dieser Ebene wurde, wenn überhaupt, die Lage gegengechecked, nicht unter Nachrichtendienstlern. Da wird einfach alles weitergemeldet.

  4. Folgender Benutzer sagt Danke zu Berlin Brigade für den nützlichen Beitrag:

    Nemere (11.02.2019)

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  6. #3
    Cold Warrior Avatar von DeltaEcho80
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    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen

    Darum möchte ich hier zur Diskussion stellen:
    1. Stimmt ihr der Meinung des amerikanischen Offiziers zu?
    2. In wieweit ist ein solcher "Geheimnisverrat" der weltweiten Sicherheit dienlich?
    3. Was hat diese Vorgehensweise mit den heute so gepriesenen "Vissleblowern" gemeinsam?

    Ich bin gespannt auf eure Reaktion Rainer
    Ich gehe davon aus, dass du "Whistleblower" meinst?

  7. Folgender Benutzer sagt Danke zu DeltaEcho80 für den nützlichen Beitrag:

    Rainer (11.02.2019)

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  9. #4
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    @Berlin Brigade, du hast den Sinn dieser Anregung zur Diskussion überhaupt nicht verstanden. Es geht nicht um gut oder böse, schwarz oder weiß. Es geht einzig nur darum, dass es solche Beispiele gegeben hat, und ob die der Friedensförderung nützlich waren, oder geschadet haben und als Geheimnisverrat zu verurteilen sind. Ziel der gesamten Informationsgewinnung ist doch, über Absichten und Grundsätze der anderen Seite informiert zu sein. Und wer keine schlechten Absichten hat, hat nichts zu befürchten. Dass in der Zeit des Kalten Krieges die Atmosphäre derart vergiftet war, war die Schuld beider Seiten, weil jeder dem anderen aggressive Absichten unterstellt hat. Fehldeutungen sind dabei nicht ausgeblieben. Ich denke nur an "Able Archer" 1988, als die Sowjets über irgend eine Fehldeutung der Meinung waren, der nukleare Erstschlag stände unmittelbar bevor. Andererseits standen mir die Schweißperlen auf der Stirn, als eine B-52 als einzelnes Flugzeug im Tiefflug, zum Teil bis unter 500m, in östlicher Richtung direkt auf die "Buffer Zone" zugeflogen kam.

    So, nun komm zurück auf den Boden der Tatsachen. Ernsthafte Meinungen sind gefragt. Und das abseits der Einteilung "Kundschafter" oder "Spion". Im Grunde waren doch die Methoden auf beiden Seiten die gleichen.
    Was die Beurteilung solcher Quellen angeht, so kannst du sicher sein, die Zentralen waren sehr wohl in der Lage die Glaubwürdigkeit richtig einzuschätzen. Unabhängig, ob es sich um ein Versehen, eine Falschdeutung oder gezielte Falschinformationen handelt. Für eine klare Aussage sind auch immer mehrere Fakten unterschiedlicher Aufklärungsarten herangezogen worden.

    @DeltaEcho80, danke für die Verbesserung. Natürlich war das so gemeint. Immer der Ärger mit der englischen Orthografie.

  10. Folgende 2 Benutzer sagen "Danke" zu Rainer für den nützlichen Beitrag:

    Malefiz (11.02.2019), wernerg (11.02.2019)

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  12. #5
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    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
    @Berlin Brigade, du hast den Sinn dieser Anregung zur Diskussion überhaupt nicht verstanden. Es geht nicht um gut oder böse, schwarz oder weiß. Es geht einzig nur darum, dass es solche Beispiele gegeben hat, und ob die der Friedensförderung nützlich waren, oder geschadet haben und als Geheimnisverrat zu verurteilen sind. Ziel der gesamten Informationsgewinnung ist doch, über Absichten und Grundsätze der anderen Seite informiert zu sein. Und wer keine schlechten Absichten hat, hat nichts zu befürchten. Dass in der Zeit des Kalten Krieges die Atmosphäre derart vergiftet war, war die Schuld beider Seiten, weil jeder dem anderen aggressive Absichten unterstellt hat. Fehldeutungen sind dabei nicht ausgeblieben. Ich denke nur an "Able Archer" 1988, als die Sowjets über irgend eine Fehldeutung der Meinung waren, der nukleare Erstschlag stände unmittelbar bevor. Andererseits standen mir die Schweißperlen auf der Stirn, als eine B-52 als einzelnes Flugzeug im Tiefflug, zum Teil bis unter 500m, in östlicher Richtung direkt auf die "Buffer Zone" zugeflogen kam.

    So, nun komm zurück auf den Boden der Tatsachen. Ernsthafte Meinungen sind gefragt. Und das abseits der Einteilung "Kundschafter" oder "Spion". Im Grunde waren doch die Methoden auf beiden Seiten die gleichen.
    Was die Beurteilung solcher Quellen angeht, so kannst du sicher sein, die Zentralen waren sehr wohl in der Lage die Glaubwürdigkeit richtig einzuschätzen. Unabhängig, ob es sich um ein Versehen, eine Falschdeutung oder gezielte Falschinformationen handelt. Für eine klare Aussage sind auch immer mehrere Fakten unterschiedlicher Aufklärungsarten herangezogen worden.
    Na dann viel Glück mit deiner Frage, auf diese Art und Weise zu diskutieren wirst du es brauchen.

  13. Folgende 2 Benutzer sagen "Danke" zu B206 für den nützlichen Beitrag:

    Berlin Brigade (16.02.2019), Nemere (11.02.2019)

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