Lazarettzüge für die Bundeswehr

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  • Rex Danny
    Administrator
    • 12.06.2008
    • 4330

    #16
    Ein paar kleine Korrekturen zu deinem Post.

    Die Flachwagen waren bzw. sind im Eigentum der Bundeswehr. Hierfür gab/ gibt es die Flachwagenleitstelle der Bundeswehr, die in der Zeit des Kalten Krieges bei der Verkehrskommandantur 720 in Hannover und heute beim Logistikzentrum der Bundeswehr in Wilhelmshaven angesiedelt war bzw. ist. Alle Flachwagen waren/ sind mit dem Schriftzug "Bahnhof Munster/ Oertze" versehen.

    Sollten Panzer tatsächlich von Flachwagen "geplumpst" sein, haben mindestens drei Personen, nämlich der Lademeister der Bahn, der Fahrer und der Einweiser, Fehler gemacht. Ich habe in meiner Kindheit und als Jugendlicher bei etlichen Bahnverladungen in Munster, Trauen, Fallingbostel und Bergen zugeschaut und weiß, wer da wo auf was zu achten hatte. Ich habe auch das seitliche Ausladen beobachtet, was durchaus mit Milimeterarbeit zu tun hatte. Auch wurden damals oft Schnellverladungen geübt. Hierbei wurden die Panzer auf die Flachwagen gefahren und nur mit den Unterlegkeilen gesichert. Auf das Verzurren mit den mitgeführten Stahlketten wurde verzichtet. Auf der nachstehend geposteten Webseite kann man das auf dem vorletzten Bild sehr gut erkennen. Ebenso ist auf den Bildern (insbesondere im zweiten Link) sehr gut der von mir genannte Schriftzug zum Heimatbahnhof erkennbar.





    Grüße


    Rex Danny
    Zuletzt geändert von Rex Danny; 18.05.2023, 22:52.

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    • kato
      Cold Warrior
      • 03.03.2009
      • 873

      #17
      Zitat von Stefan Steu Beitrag anzeigen
      Für was waren dann die Wagenzettel, die der Schaffner ausgefüllt hat?
      Die Zettelwirtschaft der Deutschen Bahn diente erstmal der Identifizierung des Waggons hauptsächlich bei der Zugbildung sowie beim Ausrangieren einzelner Zugteile (Kurswagen etc). Hauptsächlich wichtig war das im Güterverkehr, in den Zettelkästen wurde im wesentlichen festgehalten was mit diesem Waggon von wo nach wo transportiert wurde und was dabei bzgl. dieses Waggons zu beachten ist (Gefahrstoffe, Zoll...).

      Der "Wagenzettel" (ab Mitte 60er genannt "Wagenliste") war eine Kurzzusammenfassung der Hauptzettel der Waggons, aus der im Grunde kaum mehr hervorging als welcher Waggon im Zug von wo nach wo ging, und was hieraus für den Zug selbst zu beachten war (nämlich primär Bremswerte der Waggons).

      Der Bremszettel nimmt die Angaben aus der Wagenliste und dient zur Berechnung der Bremshundertstel für den Triebfahrzeugführer für die aktuelle Zugzusammenstellung.

      Die Zettelwirtschaft wurde überwiegend um 2002 (nur für den Binnenverkehr) auf eine EDV-Lösung umgestellt.

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      • Stefan Steu
        Cold Warrior
        • 03.05.2023
        • 111

        #18
        Danke. In der DDR gab es das tatsächlich, daß Panzer seitlich von den Flachwagen geplumpst sind, absichtlich, um den Abladevorgang zu verkürzen bzw. wenn gerade keine Laderampe zur Verfügung stand. Das hat natürlich weder den Panzern noch den Flachwaggons gut getan, aber es wurde geübt, bei youtube gibt es ein Filmchen dazu unter dem Titel Panzerspringen. Dort ist man auch wenig zimperlich mit den Gleisen umgegangen, wenn ein Russischer Panzer die Gleise verbotswidrig überquert hat und ein Zug entgleiste, hat man das schnell unter den Teppich gekehrt. In Westdeutschland wäre das unvorstellbar.

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        • klaus_erl
          Cold Warrior
          • 14.04.2013
          • 1058

          #19
          Zitat von Rex Danny Beitrag anzeigen
          Die Flachwagen waren bzw. sind im Eigentum der Bundeswehr. Hierfür gab/ gibt es die Flachwagenleitstelle der Bundeswehr, die in der Zeit des Kalten Krieges bei der Verkehrskommandantur 720 in Hannover und heute beim Logistikzentrum der Bundeswehr in Wilhelmshaven angesiedelt war bzw. ist. Alle Flachwagen waren/ sind mit dem Schriftzug "Bahnhof Munster/ Oertze" versehen.
          Kleine Anmerkung/Ergänzung dazu: Neben diesem bundeswehreigenen Bestand an Flachwagen gab es baugleiche und ähnliche vier- und sechsachsige Wagen auch im Bundesbahnbestand. Diese wurden im Normalfall im allgemeinen Fahrzeugumlauf für schwere Ladegüter (z.B. Stahlbrammen) verwendet, hätten bei Bedarf aber auch von der Bundeswehr angefordert werden können.

          Als wir (PzPiKp 100) während meines Grundwehrdienstes zu einer Übung von Weiden nach Stetten verlegten, hatten wir für unsere schweren Fahrzeuge M48 AVLB und M48 Räumschild auch derartige Flachwagen (kann mich nicht erinnern ob bundeswehreigen oder aus DB-Bestand) im Zug, zusätzlich aber auch Niederbordwagen aus dem normalen DB-Güterwagenbestand für die schmaleren/leichteren Fahrzeuge.

          Das führt jetzt aber weit von den Lazarettzügen weg.

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          • klaus_erl
            Cold Warrior
            • 14.04.2013
            • 1058

            #20
            Zitat von Stefan Steu Beitrag anzeigen
            vielen Dank, das klingt alles nachvollziehbar, hast du da mal bei der Bundesbahn in einem Betriebswerk oder Ausbesserungswerk gearbeitet?
            Nein, bin in der Bahnindustrie tätig und habe auch privat Kontakte zu Eisenbahnern.

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            • DeltaEcho80
              Cold Warrior
              • 09.03.2013
              • 1714

              #21
              Zitat von Stefan Steu Beitrag anzeigen
              Danke. In der DDR gab es das tatsächlich, daß Panzer seitlich von den Flachwagen geplumpst sind, absichtlich, um den Abladevorgang zu verkürzen bzw. wenn gerade keine Laderampe zur Verfügung stand. Das hat natürlich weder den Panzern noch den Flachwaggons gut getan, aber es wurde geübt, bei youtube gibt es ein Filmchen dazu unter dem Titel Panzerspringen. Dort ist man auch wenig zimperlich mit den Gleisen umgegangen, wenn ein Russischer Panzer die Gleise verbotswidrig überquert hat und ein Zug entgleiste, hat man das schnell unter den Teppich gekehrt. In Westdeutschland wäre das unvorstellbar.
              Du solltest dich mal mit der Suchfunktion hier im Forum beschäftigen....

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              • Nemere
                Cold Warrior
                • 12.06.2008
                • 2844

                #22
                Zitat von Stefan Steu Beitrag anzeigen
                Danke. In der DDR gab es das tatsächlich, daß Panzer seitlich von den Flachwagen geplumpst sind, absichtlich, um den Abladevorgang zu verkürzen bzw. wenn gerade keine Laderampe zur Verfügung stand. Das hat natürlich weder den Panzern noch den Flachwaggons gut getan, aber es wurde geübt, bei youtube gibt es ein Filmchen dazu unter dem Titel Panzerspringen. Dort ist man auch wenig zimperlich mit den Gleisen umgegangen, wenn ein Russischer Panzer die Gleise verbotswidrig überquert hat und ein Zug entgleiste, hat man das schnell unter den Teppich gekehrt. In Westdeutschland wäre das unvorstellbar.
                Lt.der ZDv 42/20 - Anforderung und Durchführung von Eisenbahntransport war das "Notausladen" von Kettenfahrzeugen zulässig, wenn die Lage diese erforderte. Auch der Begriff "Sprung vom Wagen" erscheint in dieser Vorschrift. Dazu waren bei den Flachwagen die Stützeinrichtungen abzusenken und die Wägen mit Verzurrketten an den GLeisen festzulegen - soweit die Lage dies zuließ. Ich füge die entsprechenden Passagen der ZDv bei (ZDv 42/20, Nr. 366 - 369 und Anlage 13).

                Außerdem füge ich die komplette ZDv 42/20 bei. Hier findest Du eine Menge Deiner Fragen beantwortet, z.B. wird in Nr. 357 ff. der Einsatz von Behelfsrampen, Zerlegbaren Kopframpen oder Brückengerät zum Entladen beschrieben.

                Nach meinen Erfahrungen war übrigens das Verhältnis Bundeswehr - Bundesbahn in den meisten Fällen sehr gut. Ich habe als Feldjäger oft genug mit Bahnverladung zu tun gehabt, wenn wir die Märsche zu den Verladebahnhöfen bringen oder dort abholen mussten.
                Angehängte Dateien

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                • Nemere
                  Cold Warrior
                  • 12.06.2008
                  • 2844

                  #23
                  Beigefügtes Bild passt irgendwie zu der oben getroffenen Aussage, dass Panzer "seitlich vom Flachwagen geplumpst sind". Ist zwar ein Panzer III der Wehrmacht und kein Leopard, aber trotzdem.
                  Angehängte Dateien

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                  • Stefan Steu
                    Cold Warrior
                    • 03.05.2023
                    • 111

                    #24
                    Danke für die vielen Antworten! Gern würde ich auch über das Thema Kanonenbahn (eine neugebaute Eisenbahn-Direktverbindung zum Truppentransport bzw. aus strategischen Gründen unter Umgehung von Knotenbahnhöfen und damit für die Deutsche Bundesbahn wenig sinnvoll ca. 1870 gebaut von Berlin ins französische Metz) diskutieren, wenn jemand Lust hat

                    Kanonenbahn – Wikipedia

                    Kommentar

                    • Rex Danny
                      Administrator
                      • 12.06.2008
                      • 4330

                      #25
                      Bitte für die Kanonenbahn dann ein neues Thema im entsprechenden Unterforum eröffnen.

                      Grüße


                      Rex Danny

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                      • DeltaEcho80
                        Cold Warrior
                        • 09.03.2013
                        • 1714

                        #26
                        Zurück zum eigentlichen Thema "Lazarettzüge":

                        In der aktuellen Ausgabe der "loyal" des Reservistenverbandes ist ein Artikel mit der Überschrift " Die Rückkehr der Sanitätszüge" erschienen.

                        Hier wird zunächst darauf eingegangen, dass im Ukraine-Krieg wieder das Thema "Schneller Transport von vielen Verwundeten in die rückwärtigen Gebiete" schlagend wurde. Dann erfolgt ein kurzer geschichtlicher Abriss zurück bis ins Jahr 1938, als die Wehrmacht diese Züge per "Kriegssanitätsvorschrift" einführte.

                        Auch wird darauf eingegangen, dass diese Züge innerhalb der Bundeswehr ab 1967 interessant wurden, als man zur Flexible-Response überging. Zu Zeiten der massiven Vergeltung hat man sich damit nicht beschäftigt. Bis 1980 blieb es bei einem Prototyp, mit der HS 4 wurden dann die 24 gekaderten "Krankentransportkompanien Schiene" eingeführt. Es wird z.B. das Manöver "Trutzige Sachsen 1985" erwähnt, hier kamen die Züge mal zum Einsatz. Hier wurden die Üb-Verwundeten mit Krankenwagen und Schienenbussen(!) zu den Bahnhöfen gebracht und von dort ging es auf vorher festgelegten Routen zu Reservelazaretten nach Belgien oder in die Niederlande.

                        Dann wird auf die aktuelle Entwicklung eingegangen: Nicht erst der Ukraine-Krieg, sondern bereits zu Corona-Zeiten wurde dieser Gedanke wieder aufgeworfen. Die Franzosen haben hier anscheinend TGV-Züge genutzt, um Kranke landesweit zu verteilen.
                        Am neuen Konzept sind nicht nur die Bundeswehr, sondern auch das Innen-, das Gesundheits- und das Verkehrsministerium beteiligt. Es wird an einem zivil-militärischen Ansatz gearbeitet, der auch für Massenanfall von Verletzten bei Naturkatastrophen anwendbar ist.

                        Seitens der Bahn wurden ICE-3-Züge vorgeschlagen, modifiziert mit Umrüstsätzen. Für die Beschaffung wurden 100 Mio Euro veranschlagt, für den jährlichen Betrieb / Unterhalt jeweils 10-15 Mio Euro. Eine Umrüstung solle innerhalb von 48 Stunden möglich sein.

                        Problem ist allerdings die innerhalb der EU nach wie vor nicht einheitliche Zugleittechnik, die keinen durchgängigen Zugbetrieb gewährleistet. Erst dann kann der strategische Verwundetentransport sein volles Potential entfalten.

                        In Deutschland wären die nächsten Schritte nun die fixe Vereinbarung des Konzeptes durch die o.g. Ressorts sowie die Finanzierung im Einzelplan 60 ab Fiskaljahr 2024.

                        Quelle: Loyal, Ausgabe 06 /2023, Seiten 30/31
                        Zuletzt geändert von DeltaEcho80; 15.06.2023, 21:58.

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                        • Nemere
                          Cold Warrior
                          • 12.06.2008
                          • 2844

                          #27
                          Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
                          ... Dann erfolgt ein kurzer geschichtlicher Abriss zurück bis ins Jahr 1938, als die Wehrmacht diese Züge per "Kriegssanitätsvorschrift" einführte.

                          Auch wird darauf eingegangen, dass diese Züge innerhalb der Bundeswehr ab 1967 interessant wurden, als man zur Flexible-Response überging. Zu Zeiten der massiven Vergeltung hat man sich damit nicht beschäftigt. ....
                          Kleine Ergänzung zur historischen Entwicklung des Verwundetentransports auf der Schiene:

                          Züge zum Verwundetentransport / Lazarettzüge gab es in Deutschland schon im Krieg 1870/71 und in sehr großen Umfang im Ersten Weltkrieg. Teilweise wurden diese Züge von wohltätigen Organisation („Verein vom Roten Kreuz“) oder auch von Privatleuten (Adlige, Industrielle) betrieben, standen aber unter Leitung des Militärs.

                          Zu den Lazarettzügen / Krankentransportzügen (Schiene) bei der Bundeswehr:
                          Diese schienengebundenen Transportmittel für Verwundete fielen nicht erst 1980 vom Himmel, sondern waren bereits von Anfang an vorgesehen.
                          - Schon 1958 sind taktische Zeichen für Lazarettzüge erwähnt (Taschenbuch für das Sanitäts- und Gesundheitswesen der Bundeswehr, Ausgabe 1958, S. 246)
                          - Im Januar 1959 sieht die Aufstellungsplanung bei der damaligen Basisorganisation drei Lazarettzüge (Geräteeinheiten) vor (BA-MA, BH 1/16962, Blatt 248)
                          - Im Oktober 1970 waren vorgesehen als Geräteeinheiten (BA-MA, BH 1/18574, Blatt 456):
                          TerrKdo Schleswig-Holstein 6 Lazarettzüge
                          TerrKdo Nord 8 Lazarettzüge
                          TerrKdo Süd 14 Lazarettzüge

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                          • Relikte
                            Cold Warrior
                            • 25.01.2009
                            • 130

                            #28
                            Da ich hier das Stichwort Taktisches Zeichen gesehen habe ein kleine Ergänzung von mir.
                            Hier die Beschriftungen am Küchenwagen, aufgenommen 2006 in der Kaserne Rotenburg (Wümme):
                            MT_Rotenburg_118.jpg
                            Viele Grüße
                            Manfred / Relikte

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                            • DeltaEcho80
                              Cold Warrior
                              • 09.03.2013
                              • 1714

                              #29
                              Im Geschichtsspuren-Forum hat ein Mitglied den Link zu einer Drucksache des Bundestages eingestellt. Hier hatte die Unionsfraktion eine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet wegen der geplanten Anschaffung der Lazarettzüge. Die Antworten sind sehr aufschlussreich: Man weiß, dass man nichts weiß. (Frei nach Sokrates oder so);

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                              • DeltaEcho80
                                Cold Warrior
                                • 09.03.2013
                                • 1714

                                #30
                                Am Wochenende wurde ich auf einen Artikel im Handelsblatt hingewiesen - die Bundesregierung hat Finanzmittel für die Erprobung eines Lazarettzuges bereit gestellt:

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