GDP - Befehl Nr. 1 für die Militärische Landesverteidigung in Oberfranken des VBK 67 - Bayreuth

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
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    #1

    GDP - Befehl Nr. 1 für die Militärische Landesverteidigung in Oberfranken des VBK 67 - Bayreuth

    Nach langer Zeit mal wieder etwas zum Thema GDP-Planungen vor 1989.

    Nachdem wir uns im Forum schon einige Male mit der GDP-Planung des II. (GE) Korps und der 12. (GE) PzDiv beschäftigt haben, hier mal die „nationale“ Seite, nämlich das Territorialheer. Beigefügt der Befehl Nr. 1 des VBK 67 – Bayreuth – für die militärische Landesverteidigung in Oberfranken, leider nur mit einem Teil der Anlagen.
    Wegen der Größe musste ich den Befehl aufteilen:
    - Befehl Nr. 1 mit Truppeneinteilung
    - Feindbedrohung
    - zwei Karten, Einsatz der US-Truppen und Feldjägereinsatz.

    Dieses VBK lag mit seinem gesamten Verantwortungsbereich in der FCZ, eingesetzt waren hier nur Truppen des VII. (US)-Korps.
    Dem VBK unterstanden die beiden VKK 671 – Bamberg und 672 – Bayreuth. Wie bei den meisten VBK in der FCZ waren dem VBK 67 kaum eigene Truppen außer den üblichen Pionierdienstgruppen, Wallmeistern usw. zugeteilt. Lediglich das Bayreuther VKK 672 hatte einen Sicherungszug, der zum Schutz des ELOKA-Aufklärungsturms auf dem GROSSEN KORNBERG im Fichtelgebirge vorgesehen war. Dieser Sicherungszug musste natürlich erst mobilgemacht werden, bis dahin waren Kräfte der 4. PzGrenDiv dafür vorgesehen.

    Einige Anmerkungen:

    S. 4:
    Hier wird bei den Reserven des VII. (US) Korps darauf hingewiesen, dass die 1. (US) InfDiv FWD im Rahmen von REFORGER dem Korps unterstellt wird und im Verfügungsraum BISON nördlich ROTHENBURG o.d.T. liegt. Das haben wir bei der Diskussion zum GDP II. (GE) Korps bisher zwar vermutet, war aber nicht so ganz klar. Die 1. Brigade dieser Division, die bereits in der BRD stationiert war, war bekanntlich der 12. (GE) PzDiv unterstellt.

    S. 13 – Logistik
    Dass ein VBK in der FCZ keine eigenen Logistiktruppen hat und wahrscheinlich nicht brauchte, ist einsehbar. Allerdings entstanden dadurch entsprechend lange Versorgungswege für die zuständigen Logistiktruppen des VBK 63 aus Marktbergel westlich Ansbach.
    Die Aussagen zu den Prioritäten der materiellen Einsatzbereitschaft machen nochmal die besondere Abhängigkeit der Sanitätstruppe von der Mobilmachung deutlich, die wir auch schon mehrfach angesprochen haben.
    Und schließlich wieder der Hinweis auf die teilweise recht bescheidene logistische Reichweite der Bundeswehr. Mit Ersatz ist kaum zu rechnen („Ersatz von einsatzwichtigem Gerät bildet die Ausnahme“) und selbst bei Minen gibt es einen Engpass.

    Anlage B, Feindbedrohung, S. 8:
    Hier wird zum Ausdruck gebracht, dass der NATO-Truppenführer wegen der konventionellen Überlegenheit des WP wahrscheinlich bald die Freigabe taktischer Atomsprengkörper beantragen muss.

    Karte 2nd (US) ACR
    Auf dieser Karte sind die Gefechtsstreifen der einzelnen Squadrons (Bataillone) des Armored Cavalry Regiments zu erkennen. Ich frage mich nach wie vor, wie es z.B. 3/2 fertigbringen sollte, einen Abschnitt von ca. 30 km, von westlich Kronach bis Helmbrechts quer durch den hier extrem durchschnittenen Frankenwald, auch nur zu überwachen. Selbst bei großzügiger Hubschrauberunterstützung dürfte das angesichts des sehr unübersichtlichen Geländes mehr als problematisch sein. Wahrscheinlich wäre es auf ein recht schnelles Ausweichen auf den Obermain zwischen Mainleus und Burgkunstadt hinausgelaufen.
    Weiter erkennt man, dass der Schwerpunkt der 1st (US) Panzerdivision bei der Abwehr eines befürchteten Angriff aus der Tschechoslowakei (Raum Eger) lag. 2nd ACR wäre dagegen auch für den ebenfalls als möglich erachteten Angriff im Zug der A 9 aus dem Raum Plauen (Plauener Pforte) zuständig gewesen. Die Grenze zwischen der 1. Panzerdivision und der Cavalry liegt erst südlich von Hof bei Rehau, Schwarzenbach an der Saale und Münchberg – alle diese Ort gehören noch zum 2nd ACR.

    Karte Feldjägereinsatz:
    Die Karte zeigt ausschnittsweise den Feldjägereinsatz in Bayern nach Beendigung des Aufmarsches. Das aktive Feldjägerbataillon 760 hätte zwei Gerätebataillone (761, 762) aufgestellt. 760 hätte den Südteil des Wehrbereichs VI abgedeckt, 761 den Nordteil. Da im Nordteil mit Ausnahme der 6./FJgBtl 760 bei der 12. (GE) PzDiv keine deutschen Divisionsfeldjäger vorhanden waren, waren die Feldjäger des (Wehrbereichs-) Bataillons 761 auch für die Gebiete der US-Truppen zuständig, soweit deutsche Belange betroffen waren. Beispielsweise wäre die 4./FJgBtl 761 in Forchheim für die Nachforschung nach fahnenflüchtigen Soldaten aus Bamberg oder Bayreuth, also im Divisionsgebiet der Amerikaner, zuständig gewesen.
    Ich bin mir nicht sicher, ob hier die Zusammenarbeit mit den US-Truppen so problemlos gewesen wäre. Regelungen oder auch nur eine Ausbildung dafür gab es nicht. Über die Bildung einer Gemeinsamen Militärpolizei der NATO nach der STANAG 2085 wurde zwar immer wieder diskutiert, das wurde von der amerikanischen Seite aber kategorisch abgelehnt. Sie vertraten die Auffassung, dass sie in ihren Gefechtsstreifen alleine das Sagen hätten. Auf die gleichen Schwierigkeiten wären wahrscheinlich auch die VBK / VKK in dieser Region gestoßen, wenn sie versucht hätten, ihren Auftrag zur Vertretung deutscher nationaler Belange nachzukommen.

    Im Osten wäre das FJgBtl 762 eingesetzt worden. Dieses Bataillon sollte dem II. (GE) Korps unterstellt werden, ihm hätten auch die Divisions-Feldjägerkompanien des II. Korps angehört, z.B. die 4./FJgBtl 760 bei der 4. PzGrenDiv oder die 5./FJgBtl 760 bei der 1. Gebirgsdivision.

    Die im Bereich des VBK 67 eingesetzte 4./FJgBtl 761 hätte auch zwei Verkehrsleitpunkte an MSR (Main Supply Routes –Hauptversorgungsstraßen) besetzen müssen. Einmal an der damaligen B 505 ostwärts von Bamberg und dann an der Ausfahrt Pegnitz-Grafenwöhr der A 9. Diese Autobahnausfahrt war in Fahrtrichtung Nürnberg sogar mit einer ortsfesten Beschilderungsanlage für die Autobahnaufschleusung ausgestattet. Zwischen 1977 und 1979 habe ich an dieser Ausfahrt zahllose Nächte verbracht, weil das die Hauptzufahrt nach Grafenwöhr war und wir vom damaligen Feldjägerdienstkommando Amberg dafür zuständig waren.

    Quelle: BA-MA, BH 30-854

    Grüße
    Jörg
    Angehängte Dateien
  • Dragoner
    Cold Warrior
    • 15.03.2008
    • 2130

    #2
    Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
    Anlage B, Feindbedrohung, S. 8:
    Hier wird zum Ausdruck gebracht, dass der NATO-Truppenführer wegen der konventionellen Überlegenheit des WP wahrscheinlich bald die Freigabe taktischer Atomsprengkörper beantragen muss.
    Ein außerordentlich interessantes Dokument, das Einblick in die Gedankenwelt damaliger militärischer Planer der NATO gibt. Aus heutigem Kenntnisstand ernüchternd. Der Warschauer Pakt hätte NICHT großflächig chemische Waffen zum Einsatz gebracht, sondern vom ersten Tag des Krieges an taktische Kernwaffen. Womit all diese Planungen im Dokument geradezu gespenstisch obsolet erscheinen.

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