Bei der Diskussion um den Ukraine-Krieg ist mehrfach die Frage nach Material der ehemaligen NVA aufgekommen, das man evtl. abgeben könnte. Zuletzt z.B. ging es um die ZSU 23-4. Ich füge eine Bundestagsdrucksache von 1992 bei (Beantwortung einer Kleinen Anfrage). Auf S. 16 kann man nachlesen, dass sowohl die ZSU 23-4 wie auch die ungepanzerte Zwillingsflak 23-2 nicht in die Bundeswehr übernommen wurden. Wo diese Waffen genau abgeblieben sind, scheint wegen Einstufung der Unterlagen noch nicht freigegeben zu sein.
Interessant ist hier, das die NVA lediglich knapp 100 ZSU 23-4 hatte, aber mehr als 900 ZU 23-2- Diese ungepanzerte Zwillingsflak auf Radfahrgestell ist vergleichbar mit der Feldkanone 20 mm Zwilling der Bundesluftwaffe.
Bisher nicht in dieser Deutlichkeit registriert hatte ich, dass die NVA noch wirklich uraltes Material für ihre Reserveeinheiten bereit gehalten hat. Auf S. 7 sind z.B. aufgeführt
- ca. 750 Schützenpanzer BTR-152. Das war ein Fahrzeug auf Radfahrgestell, eigentlich nur ein überpanzerter LKW. Einsatz etwa ab 1950.
- ca. 200 Schützenpanzer BTR 50. Ein Kettenfahrzeug ohne Waffenturm, gebaut ab 1959, also etwa Entwicklungsstand des bundesdeutschen HS 30.
Weiter füge ich bei den Abschlußbericht der Bundesregierung von 1997 zur Verwertung des überschüssigen NVA-Materials. Hier möchte ich besonders auf einen wichtigen Absatz zur Beschreibung der Ausgangslage hinweisen (S. 4 unten).
NVA-Material-Abschlußbericht-k - 4.jpg
Volkstümlich ausgedrückt: Bis zum Herbst 1990 ist Material in unbekannter Menge verschwunden. Es gab z.B. teilweise doppelte Ausstattungen mit Handwaffen bei manchen Einheiten (Einmal für die Ausbildung, einmal eingelagert für den Kriegsfall). Das wusste aber bei der Übernahme der NVA niemand in dieser Deutlichkeit. So manche nicht erfasste Waffe aus diesen Zweitausstattungen ist dann nach 1991 auf den Schwarzmärkten aufgetaucht.