Vielleicht noch ein paar Punkte, die den taktischen Einsatz der PzAbwLenk-Raketen und damit den vermutlichen Munitionsverbrauch aus Sicht des Jahres 1968 beeinflussten.
Man nahm damals mit guten Gründen an, dass die Raketen in vielen Fällen gar nicht zum Schuß kommen würden.
Die einzigen Erfahrungen mit diesen Waffen im Kriegseinsatz stammten aus dem 6-Tage Krieg Israels 1967. Dabei waren die Raketen in der Wüste eingesetzt worden, also in einem Gelände, das mit dem Gefechtsfeld in Deutschland in keiner Weise vergleichbar war.
Daher konnten diese Erkenntnisse nur sehr eingeschränkt übernommen werden. In Deutschland war die Landschaft auch in der norddeutschen Tiefebene, auch in der Lüneburger Heide zivilisiert, sie war von Hecken, Straßenbäumen, Weidezäunen, Freileitungen für Elektrizität oder Telefon durchzogen – alles potentielle Hindernisse für die Steuerungsdrähte der Lenkraketen.
Auch die Schießversuche auf den Truppenübungsplätzen waren nicht wirklich objektiv. Die Schießbahnen waren auch „leer“, sie wiesen schon aus Sicherheitsgründen keine Freileitungen oder querverlaufenden Heckenreihen auf
In Schleswig-Holstein kam noch das Problem der „Knicks“ hinzu, also der Felder, die von Feldsteinmauern mit darauf gepflanzten Sträuchern umgeben waren. Dadurch wurden die Kampfentfernungen für die Panzerabwehr in vielen Fällen deutlich eingeschränkt.
Hinzu kam, dass die damaligen Raketen eine Mindesteinsatzweite von etwa 500 m hatten, d.h. bis zu dieser Entfernung konnten sie nicht eingesetzt werden.
Gerade in bewaldeten Gelände oder im Mittelgebirge gab es aber die diese Mindestreichweite nicht immer. Bei der MILAN später lag die Mindestreichweite bei 75 m.
Eine Nachtkampffähigkeit gab es für Cobra oder SS 11 aufgrund der Steuerungstechnik damals so gut wie gar nicht.