Wir kamen in einigen Themen schon auf die bis Anfang der 1980er Jahre in der Bundeswehr zahlreich vorhandenen Gewehrgranaten zu sprechen, z.B. hier
https://www.cold-war.de/showthread.p...=Gewehrgranate
ab Beitrag Nr. 8.
Für die Gewehrgranate gab es auch eine "Übungs-Gewehrgranate", zu der ich vor kurzem zwei Bilder entdeckt habe.
Der Gefechtskopf war aus Kunststoff, enthielt keinen Sprengstoff, verschossen wurde das Gerät aber mit der gleichen Treibladung wie die scharfe Ausführung. Anstrich war natürlich wie bei aller Übungsmunition blau. Der Rückstoss war genauso stark wie bei der Gefechtsmunition, damit waren auch die einzuhaltenen Handhabungs- und Sicherheitsvorschriften beim Schuß die gleichen.
Man erkennt auf den Bildern gut das hochklappbare Visier mit den Entfernungsmarken 50 - 75 - 100 m. Gezielt wurde über die jeweilige Kimme, das "Korn" war die Wölbung des Gefechtskopfes. Kampfentfernung war 50 m auf fahrende und 75 m auf haltende Panzer.
Geschossen wurde mit der Übungsgewehrgranate auf Panzer-Silhoutten-Scheiben aus Holzlatten- oder Stahlrohrgestellen, bespannt mit Rupfen. Es gab keinen großen Gefahrenbereich, so dass diese "Scheiben" auf jedem Standortübungsplatz oder jedem Übungsdorf aufgestellt werden konnten. Man konnte damit die Annäherung eines Panzervernichtungstrupps oder das gleichzeitige Schießen mehrerer Schützen wunderbar üben, während beim Schießen mit den "scharfen" HL-Gewehrgranaten nur immer stationär auf Hartziele durch einen Schützen geschossen werden konnte.
Zulässig war auch das Schießen auf echte Panzer, um z.B. den Feuerkampf gegen fahrende Panzer üben zu können. Das war wegen der sehr geringen Anfangsgeschwindigkeit der Gewehrgranate immer etwas problematisch. Die hier eingesetzten Panzer durften aus Sicherheitsgründen nur mit geschlossenen Luken fahren, da die Auftreffwucht der Übungsgeschosse nicht ohne war. Es gingen bei diesen Schießen immer wieder Antennen an den Panzern zu Bruch.
Die maßgebenden Vorschriften waren:
HDv 215/35, Ausbildung mit Gewehrgranaten
HDv 216/3, Schießausbildung mit Panzerabwehr-Handwaffen